Tagung zum Thema "Katholiken in der DDR"

Unter doppeltem Druck

Die Katholiken in der DDR haben nach Einschätzung des Erfurter Kirchenhistorikers Jörg Seiler zeitweise unter doppeltem Druck des SED-Regimes und ihrer Kirchenleitungen gestanden. Eine Tagung beschäftigte sich jetzt mit diesem Thema.

Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 (KNA)
Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 / ( KNA )

So sei der "ideologische Kampf" um die atheistische Jugendweihe auf dem Rücken von Eltern und Jugendlichen ausgetragen worden, sagte Seiler am Mittwoch in Jena bei einer Tagung über "Diskriminierung von Christen in den 1960er Jahren der DDR".

Während die DDR-Oberen das Bekenntnis zum sozialistischen Staat gefordert hätten und im Falle einer Verweigerung Benachteiligungen etwa auf dem Bildungsweg erfolgt seien, hätten die Bischöfe die Jugendweihe lange als "schuldhaftes Tun" verurteilt.

Erst in den 1970er Jahren habe die katholische Kirche diese Bewertung abgeschwächt, so der Professor für Kirchengeschichte an der Erfurter Katholisch-Theologischen Fakultät. Im "Schutzraum" ihrer Kirche hätten die Katholiken staatliche und gesellschaftliche Benachteiligungen, zu denen ihre Glaubenshaltung geführt habe, aber zur Sprache bringen können, betonte er zugleich.

Wie sah der Vatikan die Kirche in der DDR?

Der Salzburger Kirchenhistoriker Roland Czerny-Werner erläuterte, ungeachtet einer grundsätzlichen Ablehnung des kommunistischen Regimes habe der Vatikan die katholische Kirche in der DDR im Unterschied zu anderen Ländern des Ostblocks "nicht existenziell bedroht" gesehen.

Maßgeblich dafür sei gewesen, dass es handlungsfähige Bischöfe und Bistümer oder bistumsähnliche Kirchengebiete gegeben habe. Die strittige Frage, inwieweit diese auf dem Gebiet der DDR kirchenrechtlich aufgewertet werden sollten, habe sich spätestens durch die deutsche Wiedervereinigung erledigt.

Anlass der Tagung war ein Forschungsprojekt der Universität Jena. Dabei geht es um die Diskriminierung von Christen auch am Beispiel von Bausoldaten, Totalverweigerern und Jugendlichen, die der Wehrerziehung an der Schule ablehnend gegenüberstanden. Dazu gehören überdies die verschiedenen Formen von Diskriminierung, von Gefängnisstrafen für Totalverweigerer bis hin zum Mobbing unbotmäßiger Schüler und Schülerinnen.


Quelle:
KNA