Ein kleiner Erfolg nach der Flut: Das Trierer Museum am Dom konnte einige wertvolle kirchliche Gegenstände aus dem Ahrtal säubern und restaurieren. Sie waren bei der Flutkatastrophe Mitte Juli beschädigt worden. Angesichts des Gesamtausmaßes der Katastrophe ein kleiner Schritt - und dennoch ein Erfolg.
Kirchliche Kunstwerke und Sakralgegenstände in der Werkstatt
Aus der Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler erreichten den Trierer Restaurator Stefan Schu eine kostbare, filigran gearbeitete Monstranz aus dem frühen 15. Jahrhundert sowie mehrere Reliquien. In einer Monstranz - der Name leitet sich vom Lateinischen "monstrare" ("zeigen") ab - wird die geweihte Hostie bei Gottesdiensten oder Prozessionen ausgestellt. Die entsprechenden Gefäße sind meist kunstvoll gearbeitet und mit Gold oder Edelsteinen verziert.
In diesem Fall handelt es sich um eine besondere Turmmonstranz - so genannt aufgrund der Bauart: Der obere Teil kann als Deckel abgenommen und die Hostie darin platziert werden. Die Monstranz besteht aus vergoldetem Silber. Zahlreiche filigrane Verzierungen schmücken das Gefäß. Im Fuß befinden sich Emaille-Darstellungen der Apostel. Das Schaugefäß im Zentrum besteht nicht aus Glas, sondern aus geschliffenem Bergkristall. Zwei kleine Einschlüsse lassen erkennen, dass die Zylinderform aus einem Stein herausgeschliffen wurde.
Professionelle Reinigung
"Die Monstranz war von innen und außen mit feinem Schlamm bedeckt, der sich in den kleinsten Ritzen festgesetzt hatte", berichtet Schu. Sie wurde wohl in einem Koffer in einem Tresor aufbewahrt und so vor größeren Flutschäden geschützt. Einfach abspülen ließ sich der mit Öl und Schadstoffen durchsetzte, festgetrocknete Schmutz aber nicht. Nur ein Profi mit entsprechender Ausrüstung konnte die Monstranz reinigen, ohne feine Kratzer auf der Metalloberfläche zu hinterlassen, erklärt Schu, der ausgebildeter Restaurator ist und im Museum am Dom die Sammlung betreut.
Mit feinen Bürstchen reinigte der Experte die Monstranz unter dem Mikroskop und legte feine Verzierungen wieder frei. "Die Monstranz ist jetzt wieder so hergestellt, wie sie vor der Flut ausgesehen hat", betont er.
Restaurationsarbeiten an Monstranz und Reliquien
Außer der Monstranz erreichten den Restaurator mehrere Reliquien aus der Pfarreiengemeinschaft, die aus der Sammlung des früheren Klosters der Ursulinen am Kalvarienberg stammen. Die als Reliquie verehrten Knochen sind teilweise mit Samt bedeckt und auf einer mit Stoff ausgekleideten Pappschachtel festgeklebt. Vermutlich, um sie präsentieren und ausstellen zu können. Andere werden in einem Stoffbeutelchen aufbewahrt. Auch eine Schädelreliquie, die mit rotem Samt überzogen war, gehört dazu.
Die Reliquien wurden in der Flut zwar nicht verschlammt, aber nass. "Es handelt sich um organische Substanzen, die dadurch stark angeschimmelt waren", sagt Schu. Vom Schimmel ist inzwischen nichts mehr zu sehen. Die Knochen habe er mit Pinsel und Absauggerät gereinigt und anschließend desinfiziert, erklärt Schu.
Bis Monstranz und Reliquien ins Ahrtal zurückkehren können, bewahrt das Museum am Dom die Gegenstände auf. Und möglicherweise finden noch weitere von der Flut beschädigte Kunstobjekte ihren Weg in die Museumswerkstatt.