Wie blicken Frauen auf die Diskussion beim Synodalen Weg?

"Handlungsdruck viel größer"

Die "Frauen-Frage" ist ein Top-Thema beim Synodalen Weg. Zugleich liegt die Entscheidungsgewalt über grundsätzliche Änderungen hier vielfach beim Vatikan. Wie nehmen Teilnehmerinnen der Reformdialogs den Verlauf wahr?

Autor/in:
Karin Wollschläger
Protestaktion beim Synodalen Weg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Protestaktion beim Synodalen Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Bei uns Frauen ist der Handlungsdruck viel größer, weil wir stärker und grundsätzlicher bei Vielem ausgeschlossen sind, bei Ämtern und Gestaltungsmöglichkeiten", konstatiert Claudia Lücking-Michel am Rande der Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Die Vize-Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sieht es nüchtern: "Natürlich kann hier keine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern entschieden werden, aber steter Tropfen höhlt den Stein! Wenn sich inzwischen erste Bischöfe dafür aussprechen, zeigt das einen Wandel - und der ist wichtig."

Noch eine weitere Besonderheit sieht die 59-Jährige: "Es sind vor allem die Frauen, die noch Hoffnungen haben, dass etwas veränderbar ist." Wut und Zorn der Frauen wertet Lücking-Michel als "Vitalzeichen". Außerdem sei der Umgang der Kirche mit Frauen eine "Überlebens- und Zukunftsfrage". Eine Formulierung, die auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode ähnlich wählte, als er für eine verstärkte Frauenbeteiligung warb.

Gebremster Optimismus

"Es ist ja nicht so, dass hier ein paar komische Katholikinnen Priesterinnen werden wollen", betont Andrea Heim. Die Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung Deutschland sagt nachdenklich: "Wie viele Frauen vor uns haben schon resigniert, konnten nicht mehr und sind verbittert gegangen? Diese 'Kollateralschäden' müssen uns zu denken geben. Auch deshalb ist es wichtig, dranzubleiben." Zugleich ist ihr Optimismus doch gebremst: "Immer, wenn Frauen nach der Macht greifen wollen, machen Männer dagegen Front. Das ist ja nicht nur in der Kirche so, aber da nochmal verschärft."

Und woher nehmen die Frauen die Motivation, weiterzukämpfen? Andrea Heim wie auch Katharina Norpoth, frühere Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, antworten gleich: "Ein Gutteil speist sich sicher aus den positiven Erfahrungen, die wir in unseren Verbänden gemacht haben, wo Demokratie und Gleichberechtigung eben auch im kirchlichen Kontext schon möglich ist."

Mehr Mitsprache der Basis

In der Synodalversammlung setzen die Frauen auch bei der Stimmabgabe klare Zeichen: So votierten am Freitag von 63 nicht-männlichen Abstimmenden 58 für die Grundsatzpapier-Vorlage zu Reformen in Sachen Macht und Gewaltenteilung, drei lehnten es ab, zwei enthielten sich.
Die weibliche Zustimmungsquote lag damit noch über der Gesamtzustimmung. Unter anderem ging es um mehr Mitsprache der Basis bei der Berufung von Amtsträgern und die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern.

Schwester Nicola Maria Schmitt, Sprecherin der Stuttgarter Frauenorden, räumt ein: "Ich bin vor ein, zwei Jahren mit meiner Kirche an den Rand gekommen." Auch anderen Ordensfrauen gehe es ähnlich. Schwester Nicola dachte über einen Austritt nach, kam dann aber doch zu dem Ergebnis: "Ich will meine Berufung deswegen nicht aufgeben, meine Gemeinschaft ist mir zu wichtig." Wichtiger als die Institution Kirche und ihre Hierarchie. Auch das sei eine Erkenntnis aus dem Verlauf des Synodalen Wegs.

Deutliche Worte

Bereits in der ersten Aussprache zu Beginn der Synodalversammlung am Donnerstagabend hatten einige Frauen deutliche Worte gefunden. "Die Frauen in der Kirche verzweifeln, auch über die Entscheidungen in Rom", sagte beispielsweise Ulrike Göken-Huismann vom Bundesvorstand der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland mit Blick auf die Entscheidung von Papst Franziskus, die Erzbischöfe von Hamburg und Köln, Stefan Heße und Kardinal Rainer Maria Woelki, sowie die Kölner Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp im Amt zu belassen.

Gudrun Lux vom ZdK bekannte zum Auftakt des Treffens in Frankfurt: "Ich bin hierher gekommen mit mehr Wut als Liebe, mehr Verzweiflung als Hoffnung." Der Eindruck, den die Kirche bei immer mehr Menschen hinterlasse, sei: "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen, und die können machen, was sie wollen." Versöhnung brauche glaubbare Reue, die sei aber bei so manchem Bischof nicht erkennbar.
Die 41-Jährige erzählt später, dass sie und eine Reihe anderer Frauen die Stimmung so wahrnehmen, dass man zwar Raum gibt, Kritik zu äußern, aber keine rechte Diskussion darüber aufkommt: "Viele fragen sich, ob ihre Anliegen wirklich ankommen."


Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann (KNA)
Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann ( KNA )
Quelle:
KNA
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