Am Freitagabend beriet die in Frankfurt tagende Vollversammlung der Initiative in Erster Lesung über drei Papiere, die das Leben in den knapp 10.000 Pfarreien zwischen Flensburg und Passau maßgeblich verändern könnten.
So spricht sich eine Mehrheit der Synodalen dafür aus, die kirchenrechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um Laien, vor allem aber Frauen, stärker als bisher an der Leitung der Gemeinden zu beteiligen. Für eine Weiterarbeit am Text stimmten 168 Teilnehmer.
Sollen Laien predigen?
Ein zweites Papier ruft die Bischöfe auf, in Rom eine Erlaubnis zu erwirken, dass auch in Eucharistiefeiern von ihnen beauftragte Laien eine Predigt halten dürfen. Offiziell ist dies ausschließlich einem Diakon, Priester oder Bischof vorbehalten.
Nur in sogenannten Wortgottesdiensten ohne Kommunionfeier erlaubt die Deutsche Bischofskonferenz die Predigt von Laien. Die Beratungen dazu sollen am Samstag, dem letzten Tag des Treffens, fortgesetzt werden.
"Priesterliche Existenz heute"
Zuvor hatten die in Frankfurt versammelten Bischöfe und Laienvertreter über ein drittes Papier mit dem Titel "Priesterliche Existenz heute" beraten. Trotz grundsätzlicher Kritik wurde der Text wie die übrigen Papiere bislang auch zur weiteren Bearbeitung in die zuständige Arbeitsgruppe zurückverwiesen und nicht komplett verworfen.
Die Synodalen entschieden am Freitagabend mit knapper Mehrheit, dass die dafür zuständige Arbeitsgruppe dieser Frage nachgehen soll. Für den Antrag stimmten 95 Synodale, 94 stimmten dagegen, 9 enthielten sich.
Ehelosigkeit auf dem Prüfstand
Die Autoren empfehlen unter anderem, die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, den Zölibat, auf den Prüfstand zu stellen. Es bestehe die Gefahr, "dass die zölibatäre Lebensform in die Isolation führt, wenn die Zeichenhaftigkeit von großen Teilen des Volkes Gottes nicht mehr mitgetragen wird". Zudem habe der Beruf des Priesters durch die verpflichtende Ehelosigkeit möglicherweise an Attraktivität verloren. Damit könne der Zölibat ein Grund für einen Mangel an Seelsorgern sein.
Die Stellung des Priester sei einzubetten ins "gemeinsame Priestertum aller Gläubigen". Mit der Formulierung hatten die Bischöfe beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) versucht, die Lehre mit dem gesellschaftlichen Wandel in Einklang zu bringen. Der von der Synodalversammlung diskutierte Grundlagentext hält fest, dass die dahinter stehenden theologischen Überlegungen nicht in die Praxis umgesetzt worden seien.
Nie dagewesener Reformprozess
Die Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Wegs. Die Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Nach derzeitigem Planungsstand soll sie jetzt 2022 enden. Gestartet hatten den Reformprozess vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals die deutschen Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Zentrale Themen sind Macht, die katholische Sexualmoral, die Rolle der Frau und das priesterliche Leben. Dazu wurden Arbeitsgruppen eingerichtet. Die am Freitag diskutierten Texte stammen aus drei dieser vier Foren. Sie werden nun noch einmal überarbeitet und könnten bei der nächsten Synodalversammlung Anfang kommenden Jahres in Frankfurt verabschiedet werden.