"Deutschland singt" will am 3. Oktober bundesweit Danke sagen

Auf der Suche nach Ritualen für den Nationalfeiertag

Der 3. Oktober ist ein sperriger Nationalfeiertag. Vielen Deutschen ist er ziemlich gleichgültig. Das will eine Initiative ändern: mit bundesweitem Gesang.

Autor/in:
Christoph Arens
Edzard (Eddi) Hüneke / © Annette Riedl (dpa)
Edzard (Eddi) Hüneke / © Annette Riedl ( dpa )

31 Jahre deutsche Einheit - eigentlich wäre am 3. Oktober ein Freudenfest angesagt. Doch der Tag hat sich bislang als ein schwieriger Nationalfeiertag erwiesen, nicht nur wegen des manchmal herbstlichen Wetters.

"In den meisten Ortschaften und Städten gibt es bisher keine öffentliche Feiertradition der Bevölkerung - der 3. Oktober als Nationalfeiertag wird so gerade von der jungen Generation kaum mehr in seiner Bedeutung wahrgenommen", bemängelt auch eine bundesweite Initiative um den Bundesmusikverband Chor & Orchester und evangelische Musikverbände. Sie ruft Chöre, Gemeinden, Musikgruppen, Bands, Vereine, Musikschulen und Bürger bundesweit zum zweiten Mal auf, den Tag der Deutschen Einheit zu feiern - mit gemeinsamem Gesang.

Auf Marktplätzen in ganz Deutschland soll es am 3. Oktober ab 19.00 Uhr ein offenes Singen geben. Mehr als 260 Chöre hätten sich bereits angemeldet, um ein Zeichen für Zusammenhalt und Demokratie zu setzen, so der Initiator des Projektes, Bernd Oettinghaus. 2021 liege ein besonderer Fokus auf dem Thema "Hoffnung". Besonders in der aktuellen Pandemie sei es eines der wichtigsten Worte, so die Veranstalter.

Informationen auf der Homepage

Die Teilnahme ist kostenlos. Sängerinnen und Sänger erhalten dazu Unterstützung über die Homepage der Initiative. Dort finden sich zum Üben ein- und mehrstimmige Noten für Chöre, Bläser und Gitarren sowie Playbacks mit Band und Klavier und Liederhefte. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich zu der Aktion etwas mehr als 200 Chöre angemeldet.

Nur einige wenige Eckpfeiler des Programms sind festgelegt: Geplant ist, am Sonntag zeitgleich im ganzen Land um 19.00 Uhr zehn "allgemein bekannte und verbindende Lieder" zu singen. Neben sechs deutschen Liedern wie "Über sieben Brücken", "Kein schöner Land", "Von guten Mächten" und "Der Mond ist aufgegangen" stehen unter anderem auch englischsprachige wie "We shall overcome" und "Thank You for the Music" sowie mit "Hevenu Shalom Alechem" ein israelisches Lied auf der Vorschlagsliste. Außerdem die Nationalhymne und die Europahymne.

Auch sollen die Teilnehmer Kerzen in der Hand halten - als historisches Zeichen in Erinnerung an die friedliche Revolution 1989. Sonst sind alle Veranstalter frei, das Event auszubauen.

Schirmherrschaft von Wolfgang Schäuble

Eine positive Botschaft gegen Unbehagen und Griesgrämigkeit wünschen sich die Veranstalter. Das sprichwörtliche "German Jammern", noch ausstehende Angleichungen von Verhältnissen in Ost und West sowie unterschiedliche Sozialisationen führten zu "einem leider wachsenden Nichtverstehen auf beiden Seiten".

Die Schirmherrschaft zu der Aktion unter dem Motto "Deutschland singt" hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble übernommen. "Unsere Demokratie lebt von Stimmenvielfalt - darin ähnelt sie der Musik. In beiden Sphären liegt die Kunst darin, unterschiedliche Stimmen harmonisch miteinander zu verbinden», erklärte der CDU-Politiker im Vorfeld. Im gemeinsamen Singen könne sich Deutschland zusammenfinden und als weltoffen, vielfältig und vielstimmig präsentieren - mit Liedern aus verschiedenen Ländern, Zeiten und Kulturen. "Je mehr Menschen in den gemeinsamen Gesang einstimmen, desto besser."

Unterstützer der Aktion sind unter anderem der Bundesmusikverband Chor und Orchester als Dachverband von 21 weltlichen und kirchlichen Musikverbänden, der Deutsche Chorverband, der Deutsche Musikrat sowie mehrere Kirchen und Vereine.

Auftakt am 3. Oktober, 15 Uhr

Auftakt ist am 3. Oktober bereits um 15.00 Uhr mit einem Online-Konzert. Dazu werde auch eine eigens komponierte Hymne mit dem Titel "Die Hoffnung lebt zuerst" erklingen, hieß es. Das Online-Konzert mit Künstlern wie Laith Al-Deen, Samuel Rösch, Jendrik Sigwart, Eddi Hüneke und Samuel Harfst wird von Samuel Koch moderiert.

Verfolgen kann man die Aktion auch über einen Livestream. Er wird von ZDF-Moderator Tim Niedernolte moderiert und aus Halle (Saale) übertragen, wo auch die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit stattfindet. Der Stream ist verfügbar unter 3oktober.org/livestream.


Quelle:
KNA