Auch Ausgetretene sollten nach Ansicht des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich bei den Reformbestrebungen der katholischen Kirche gehört werden. "Diese Leute muss man ernstnehmen, auch ihre Enttäuschung, ihren Schmerz und ihre Wut. Wir müssen so eine Art Bestandsaufnahme machen», sagte Hollerich am Freitagabend im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.
Generell sollten nicht nur Katholiken, die regelmäßig im Gottesdienst seien, gehört werden, sondern auch Randgruppen: "Denn der Heilige Geist arbeitet ja nicht nur im Zentrum."
Bei Weltsynode geht es nicht um Demokratie
An diesem Wochenende eröffnet Papst Franziskus die Weltsynode der katholischen Kirche. Der zunächst auf gut zwei Jahre angelegte Prozess für einen stärkeren dialogischen Umgangsstil besteht aus mehreren Phasen auf verschiedenen Ebenen. Hollerich ist ernannter Moderator der Bischofssynoden-Vollversammlung im Herbst 2023. Ihm kommt unter anderem die Aufgabe zu, ein Abschlusspapier zu schreiben, über das die Bischöfe dann abstimmen.
Der Kardinal betonte, dass es bei der Weltsynode nicht um Demokratie gehe: "Demokratie ist ein politischer Begriff. Synodalität ist ein religiöser, theologischer Begriff." Dieser gehe vielmehr davon aus, dass der Heilige Geist in den Leuten wirke: "Und wenn ich auf die Leute höre, höre ich auf den Heiligen Geist, der in ihnen wirkt.
Das ist also kein demokratisches, politisches Moment." Zugleich betonte er, wie wichtig es sei, dass der Bischof die Meinungen seiner Gläubigen höre: "Der Bischof tut seine Hirtenaufgabe nicht, wenn er nicht auf das Volk Gottes hört."
Synodaler Weg in Deutschland - "sehr deutsch"
Mit Blick auf den derzeit in Deutschland laufenden Reformdialog Synodaler Weg sagte Hollerich: "Gut ist, dass man ohne Angst Themen aufgreift. Das ist wichtig, und da gehört auch viel Mut dazu." Er glaube auch, dass die Aufarbeitung des Missbrauchs viele Veränderungen hervorbringen müsse.
"Sehr schade" finde er hingegen, dass Deutschland den Synodalen Weg ohne seine Nachbarkirchen begonnen habe: "Ich glaube, es wäre fruchtbarer gewesen, wenn man Österreich, Luxemburg, Belgien und so weiter eingeladen hätte, mitzumachen. Da wäre sicher etwas anders geworden. So wird das sehr deutsch." Es könne aber keinen Alleingang in der katholischen Kirche geben.