Erzbischof fordert behutsame Übergabe des Benin-Bronzen

"Artefakte dürfen nicht verlorengehen"

Der Erzbischof von Abuja, Ignatius Kaigama, hat sich für eine gut vorbereitete Übergabe der sogenannten Benin-Bronzen aus deutschen Museen an Nigeria ausgesprochen. Der Transport könnte gefährlich sein, meint der Erzbischof.

Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) / © Daniel Bockwoldt (dpa)
Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) / © Daniel Bockwoldt ( dpa )

"Ich möchte nicht, dass diese wertvollen Artefakte verlorengehen. Die Gefahr besteht, wenn die Rückgabe übereilt geschieht", sagte der Erzbischof bei einem Besuch im ethnologischen Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, wie das Missionswerk Missio am Dienstag in Aachen mitteilte.

"Wir müssen uns ernsthaft darum bemühen, dass diese Artefakte sicher aufbewahrt und für die Öffentlichkeit gut erhalten werden, damit sie für die nächsten Jahrhunderte unsere Geschichte erzählen können", betonte Kaigama. Er sei sehr froh, dass die Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben werden.

"Historische und moralische Verantwortung"

Die ersten als Raubgut eingestuften Benin-Bronzen sollen im kommenden Jahr von deutschen Museen an Nigeria zurückgegeben werden.

Ende April dieses Jahres hatten sich Vertreter der Bundes und der Länder auf die Restitution geeinigt. "Wir stellen uns der historischen und moralischen Verantwortung, Deutschlands koloniale Vergangenheit ans Licht zu holen und aufzuarbeiten", erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Benin-Bronzen befinden sich unter anderem im Bestand des Ethnologischen Museums der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin und des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln.

Symbol für koloniales Unrecht

1897 hatten die Briten das Königreich Benin im heutigen Nigeria überfallen und den Königspalast geplündert. Die Bronzen - 500 Jahre alte Gusstafeln, Gedenkköpfe sowie Tier- und Menschenfiguren - gelangten als Trophäen nach London und wurden auf britische Museen verteilt oder versteigert. Rund 1.100 Bronzen erwarben deutsche Museen.

Die Bronzen sind mittlerweile zum Synonym für koloniales Unrecht geworden. Schon lange fordern afrikanische und asiatische Staaten die Rückgabe von Kunstwerken, die frühere Kolonialmächte wie Deutschland geraubt haben.

Friedens- und Versöhnungsarbeit in Nigeria

Erzbischof Kaigama und der muslimische Emir von Wase, Mohammed Sambo Haruna, sind derzeit anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Stiftung Pro Missio in Deutschland. Im Rahmen der Missio-Aktion zum Weltmissionssonntag in Deutschland (24. Oktober) werden sie über ihre gemeinsame Friedens- und Versöhnungsarbeit in Nigeria berichten.

Corona-bedingt war die Jubiläumsfeier der Stiftung um ein Jahr verschoben worden.


Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama / © Katrin Gänsler (KNA)
Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama / © Katrin Gänsler ( KNA )
Quelle:
epd