Jeder fünfte Afrikaner ist Nigerianer: In dem westafrikanischen Land, das dreimal so groß ist wie Polen, leben nach Angaben der Regierung fast 200 Millionen Menschen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist unter 18, ein weiteres Fünftel zwischen 18 und 35 Jahre alt. Zwischen dem Sahelgürtel im Norden und dem Golf von Guinea im Süden leben Mitglieder von mehr als 250 Ethnien, Hauptsprachen außer der Amtssprache Englisch sind Haussa, Ibo und Yoruba.
Religion spielt in allen Teilen des Landes eine große Rolle. Die Zahl von Muslimen und Christen (vor allem evangelikale Konfessionen verzeichnen starkes Wachstum) hält sich ungefähr die Waage. Offizielle Daten werden nicht erhoben. Seit dem Ende der blutigen Diktatur von Sani Abacha 1998 wechseln sich einer inoffiziellen Absprache zufolge Christen und Muslime an der Staatsspitze ab.
Seit 2015 ist Muhammadu Buhari Präsident, ein Muslim aus dem Norden. Auch sein aussichtsreichster Gegner in den Wahlen am 16. Februar 2019, Atiku Abubakar, ist Muslim und stammt aus dem Nordosten Nigerias. Ähnlich wie in den USA ist der Präsident Staats- und Regierungschef in einem. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, dem Repräsentantenhaus (das ebenfalls neu gewählt wird) und dem Senat, in dem Vertreter der 36 Bundesstaaten sowie der Hauptstadtregion vertreten sind. Diese wird, anders als die Bundesstaaten mit ihren Gouverneuren, direkt von der nigerianischen Regierung verwaltet.
Wirtschaftlich ist Nigeria stark vom Ölpreis abhängig. Nach dessen Einbruch 2016 erlebte das Land eine schwere Rezession, von der es sich nur langsam erholt. Die Einkünfte aus den großen Ölvorkommen, die vor allem im Nigerdelta und offshore im Golf von Guinea ausgebeutet werden, kommen zudem kaum der Bevölkerung zugute. In den stark wachsenden Städten boomt der informelle Sektor, auf dem Land leben Bauern oft von dem, was sie produzieren und in Abhängigkeit von Niederschlägen.
Die große Ungleichheit begünstigt Gewalt. Im Nigerdelta sind ebenso bewaffnete Gruppen aktiv wie im Zentrum des Landes, wo sie für die zuletzt stark wachsende Zahl von Entführungen verantwortlich sind. Ebenfalls im Zentrum gehen bewaffnete Viehtreiber gegen sesshafte Bauern vor. Im Norden kämpft die nigerianische Armee weitgehend erfolglos gegen islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram, die sich zum sogenannten Islamischen Staat zählen. 1,7 Millionen Nigerianer sind deshalb im eigenen Land auf der Flucht.
Der Staat kommt seinen Kernaufgaben kaum nach. Zu den größten Problemen gehören neben der Sicherheit der Bevölkerung auch die Energieversorgung und andere grundlegende Infrastruktur. Ein Grund dafür ist die weit verbreitete Korruption. Im Index von Transparency International steht Nigeria auf Rang 144 von 180 Staaten. (epd, 14.2.19)