"Was ist mit uns heute, die wir weder arm, noch traurig, noch verfolgt sind?" spielt Weihbischof Steinhäuser in seiner Predigt auf die Seligpreisungen an. "Gilt dann für uns der Satz vom Kamel, das eher in ein Nadelöhr geht als ein Reicher in den Himmel?" So schön die Worte aus der Bergpredigt klängen, trieben sie die Eintrittsbedingungen für den Himmel doch sehr hoch. Wie unendlich weit müsse man steigen, um allein die Baumgrenze zu erreichen? Das motiviere nicht gerade für den Himmel. Auch die Tageslesung – "Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen" – vermittle eher das Bild eines "dauerhaften Pontifikalamtes", bringt es Steinhäuser humorvoll auf den Punkt und fragt: Was kann denn motivieren auf dem Weg der Heiligkeit?
Antworten darauf habe er in einer Lektüre zur heiligen Therese gelesen, erzählt Steinhäuser. Das Leben dieser Heiligen, die ihm bisher nicht sonderlich sympathisch gewesen sei, die Erfinderin des "himmlischen Fahrstuhls" und des "kleinen Wegs", zeige, dass es nicht auf unsere Tugenden ankomme, sondern allein auf Gott. Die Seligen im Himmel, habe Therese einmal formuliert, hätten die gleichen Fehler begangen und die gleichen Kämpfe durchgestanden wie die Menschen auf der Erde. Deshalb aber hörten sie nicht auf "uns zu beschützen und für uns zu beten". Den Glauben von Therese habe sich die Kirche zu eigen gemacht, meint Weihbischof Steinhäuser und schließt seine Predigt mit den Worten des Gabengebets zu Allerheiligen: Die Heiligen stehen uns nahe und treten für uns ein.