"Zwar erheben sich einzelne Stimmen, aber die große mächtige Organisation schweigt. Die Kirche hält an der Überzeugung fest, dass das Wohl der Menschen an der ersten Stelle zu stehen habe, da er das Ebenbild Gottes sei. Der Rest sei ihm untertan", schreiben die Mitbegründerinnen des Arbeitskreises, Monika Hoffmann und Ruth Kaiser, in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de (Samstag).
Festhalten am traditionellen Lebensstil?
Es werde unbedarft weitergelebt, als gäbe es kein Tierleid. "Bei Pfarrfesten werden Würste aufgefahren, bei Wallfahrten Gulaschkanonen und bei Weihnachtstafeln Gänsebraten. Um uns herum derweil seufzt die Erde: mit Dürren und Überschwemmungen, mit Wirbelstürmen und Extremtemperaturen. Menschen wie Tiere verlieren ihre Lebensräume. Menschen fliehen; Tierarten sterben aus", betonen sie. Unterdessen halte man hierzulande am traditionellen Lebensstil fest.
Große Veränderungen fingen jedoch oft im Kleinen an, in diesem Fall in der Küche. "Die wäre fleischfrei bunter und gesünder. Kein Fleisch zu essen, wäre das Normale; es doch zu tun, wäre jedes Mal von Neuem eine bewusste Entscheidung", so Hoffmann und Kaiser. Es wäre also genau andersherum als heute, und die Fleischesser müssten sich erklären, nicht die Vegetarier. "In einer solchen Normalität würden dann auch Kinder anders heranwachsen: mit einem Sinn für die gleichen Rechte anderer, mit Einfühlungsvermögen und mit Achtung vor jeglichem Leben", so die Tierschützer.
Entgegen einer zunehmenden Bedeutungslosigkeit
Die Kirche würde mit einem solchen Sinneswandel bei diesem Thema "glaubhaft werden", so die Autorinnen. "Denn kein vernünftiger Mensch kann wahrhaft glauben, dass das derzeit an Tieren ausgeübte Unrecht rechtens ist." Die Kirche könne damit auch gegen eine zunehmende gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit angehen und sich auf den Geist der Erneuerung einlassen, erklärten Kaiser und Hoffmann. "Sie würde sich mit den Ärmsten gemein machen und eine spirituelle Quelle sein für die Suchenden." - Der ökumenische Arbeitskreises "Tiwis - Tiere und wir" hat nach eigenen Angaben seinen Mittelpunkt in der Gemeinde Sankt Bonifatius Wiesbaden.