Das könne etwa der Fall sein, wenn es um unbegreifliches Leid gehe. Jeder Mensch trage Erfahrungen und Bilder mit sich, "wo wir spüren, das bringen wir mit Gott nicht zusammen", sagte Marx am Dienstagabend beim Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. Die Gläubigen sollten es aussprechen und Gott bitten: "Halte mich, Ewiger. Halte mich."
Erinnerung an die erschreckenden Bilder im Ahrtal
In seiner Predigt erinnerte der Erzbischof von München und Freising an die "erschreckenden Bilder" der Flutkatastrophe im Ahrtal. Die zerstörerischen Wassermassen hätten auch Menschen aus ihm vertrauten Orten im Bistum Trier getroffen. Dort war Marx bis 2008 Bischof. Zudem verursache die Corona-Pandemie noch immer vielfach Krankheit und Leid. "Wir sind sterbliche Menschen", erinnerte der Kardinal. "Aber mit dem Sterben, mit dem Leiden, mit der Qual" und dem "Erstickungstod vieler, die an Covid erkrankt und gestorben sind", oder mit dem Ertrinken eines geliebten Menschen im Flutgebiet sei schwer umzugehen.
Dass "unendliches Leid" geschehe, noch dazu "ohne jede Erklärung, das ist schwer zu akzeptieren", so Marx. Es dränge sich die Frage auf: "Was hat das mit Gott zu tun?" Wäre Leiden eine göttliche Strafe für die Menschheit, so sei diese "ziemlich ungerecht verteilt". Doch auch eine Reduktion auf die Naturgesetze biete keine ausreichende Antwort. "Wir können diese Frage nicht ausklammern, wenn wir nicht stumm werden wollen im Glauben." Das Schweigen Gottes auszuhalten, gehöre zu den schwierigsten Aufgaben.
Gedenken an Verstorbene an Allerseelen im Vordergrund
Katholiken gedenken am Hochfest Allerheiligen (1. November) aller Menschen, die in der Kirche als Heilige verehrt werden. Allerseelen (2. November) ist dagegen dem Gedächtnis aller Verstorbenen gewidmet. Vielerorts versammeln sich die Gläubigen allerdings bereits am Allerheiligentag auf den Friedhöfen zu feierlichen Gottesdiensten und Gräbersegnungen, um besonders ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken.