DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, das Büro zu eröffnen?
Elke Friedrich (Leiterin Fluthilfebüro der Malteser in Rheinbach): Die Flutkatastrophe ist jetzt knapp vier Monate her, aber es bleibt noch sehr viel zu tun. Auch wenn man es oftmals nicht sofort sieht, wenn man durch die Orte fährt. Die Menschen werden weiterhin Unterstützung brauchen. Das ist der Grund, dass wir hier diesen Anlaufpunkt schaffen für Fragen aller Art, die aufkommen. Wir möchten die Menschen einfach unterstützen in allen Anliegen, die sie rund um die Flut haben.
DOMRADIO.DE: Was genau bieten Sie den Menschen an?
Friedrich: Wir werden die Menschen bei Anträgen unterstützen. Wir werden psychosoziale Unterstützung bieten. Wir werden uns um Sachgegenstände kümmern, wenn etwas fehlt. Wir werden auch darauf reagieren, wenn Menschen mit Anliegen auf uns zukommen, die wir gerade noch gar nicht auf dem Schirm haben. Wir werden also bedarfsgerecht reagieren auf das, was gebraucht wird.
DOMRADIO.DE: Der Winter naht. Wie gut sind die Menschen, die betroffen sind, darauf vorbereitet?
Friedrich: In vielen Häusern gibt es noch keine Heizung, es gibt noch keine gute Infrastruktur. Darum werden wir uns auch mit kümmern, um da so viel wie möglich zu unterstützen.
DOMRADIO.DE: Sie wollen auch psychosoziale Beratung bieten. Mit welchen Anliegen, glauben Sie, dass die Menschen da kommen könnten?
Friedrich: Mit allem Möglichen. Die Familien, Paare oder Einzelpersonen sind aufgrund von Corona im Vorfeld schon stark belastet gewesen. Nun kommt die Flut hinzu. Und wenn man sich die Geschichten anhört von der Flutnacht oder auch von den Tagen danach, dann kann man sich vorstellen, dass ganz viele Menschen psychisch stark belastet sind. Und jetzt, wo man vielleicht auch eine Hauch Zeit hat, weil das Schlammschippen vorbei ist, der Winter naht, wird vieles hochkommen.
In Gesprächen mit den Betroffenen in den letzten Monaten habe ich auch gemerkt, dass durch diese Flutkatastrophe viele alte Belastungen wieder zum Vorschein kommen. Und da möchten wir auch einmal einfach Gesprächskreise anbieten zum Austausch. Wie geht es mir, wie geht es dir damit? Aber auch professionelle Unterstützung.
DOMRADIO.DE: Sie sagen schon, das Schlammschippen ist vorbei. Am Anfang war ja die Hilfsbereitschaft der Menschen sehr hoch. Es wurden zum Beispiel viele Spenden noch in die betroffenen Gebiete gefahren. Wie sieht es da aktuell aus? Was ist Ihr Eindruck?
Friedrich: Es gibt immer noch Leute, die auch von weiter weg herkommen und auch regelmäßig in die Gebiete kommen, um zu helfen. Und es gibt die andere Seite. Ich werde in Alfter zum Beispiel öfter gefragt, ob überhaupt noch Hilfe nötig ist. Man muss schon genauer hingucken als am Anfang. Wir werden dran bleiben müssen, um immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass es noch dauert. Es wird noch eine ganze Weile Hilfe nötig sein.
Das Interview führte Julia Reck.