Kardinal für unabhängige Aufklärung der Anschläge in Sri Lanka

"Wir werden das Kapitel nicht schließen"

Der katholische Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcom Ranjith, hat an die Bundesregierung und die Europäische Union appelliert. Sie sollen auf eine unabhängige Aufklärung der Terroranschläge vom Ostersonntag 2019 in Sri Lanka drängen.

Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Der katholische Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith, hat an die Bundesregierung und die Europäische Union appelliert, auf eine unabhängige Aufklärung der Terroranschläge vom Ostersonntag 2019 in Sri Lanka zu drängen. "Wir haben das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Wir bekommen keine Gerechtigkeit von unserer Regierung und den Behörden", sagte Ranjith am Dienstag in einem Pressegespräch der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt.

Anschläge auf drei katholische Kirchen und drei Luxushotels

Bei den Anschlägen islamistischer Attentäter auf drei katholische Kirchen und drei Luxushotels waren 269 Menschen getötet und mehrere Hundert Menschen verletzt worden. Auch 47 Ausländer, darunter zahlreiche Touristen, kamen ums Leben.

"Unabhängige und transparente Untersuchung"

Nötig sei eine "unabhängige und transparente Untersuchung", sagte der 73-jährige Kardinal. Auch zweieinhalb Jahre nach den Angriffen sei die Frage ungeklärt, warum die Sicherheitsorgane Sri Lankas trotz Hinweisen auf bevorstehende Anschläge nichts zur Verhinderung der Attentate unternommen und die katholische Kirche nicht gewarnt hatten.

"Wir werden das Kapitel nicht schließen", betonte der Erzbischof von Colombo. "Wir wollen wissen, warum 269 Menschen ihr Leben verloren und welche Absicht dahinterstand." Unter den Überlebenden und den Hinterbliebenen gebe es große Zweifel an der offiziellen Darstellung.

Fokus nicht nur auf Islamisten lenken

Ranjith vermutet eine "politische Agenda" hinter der Tat. Der Fokus dürfe nicht nur auf die Islamisten gelenkt werden. Der Geheimdienst Sri Lankas stehe im Verdacht, der Attacke aus politischen Gründen "ihren Lauf gelassen" zu haben. Ranjith wirft der Regierung von Präsident Gotabaya Rajapaksa vor, die Hintergründe der Anschläge zu vertuschen.


Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo / © Romano Siciliani (KNA)
Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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