Was verbindet den Papst, Assisi und die Franziskaner?

Papst Franziskus von Assisi

An diesem Sonntag ist der fünfte Welttag der Armen. Zu diesem Anlass hat Papst Franziskus am Freitag den Pilgerort Assisi besucht. Franz von Assisi und Papst Franziskus verbindet viel mehr als nur ihr Name, erklärt ein deutscher Franziskanerbruder.

Papst Franziskus spricht in der Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisi / © Riccardo De Luca/AP (dpa)
Papst Franziskus spricht in der Basilika Santa Maria degli Angeli in Assisi / © Riccardo De Luca/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Welche Beziehung hat der Papst zum heiligen Franziskus und zu den armen Menschen?

Br. Thomas Freidel OFM Conv. (Franziskanerkonvent Assisi): Der Papst hat den Namen Franziskus damals bewusst gewählt und er war am Freitag schon zum fünften Mal hier zu Besuch. Er macht es eigentlich so ähnlich wie Papst Johannes Paul II., der Assisi als Ort auch immer gewählt hat, um besondere Akzente zu setzen. Dieser Akzent mit der Armut, was ja bei Franz von Assisi ein vielschichtiger Begriff ist, das bedeutet Papst Franziskus sehr viel.

Der Auftakt zum Welttag der Armen fand hier in Assisi statt. Weitere Veranstaltungen gibt es dann vor allem in Rom an diesem Sonntag.

DOMRADIO.DE: Was meint er eigentlich, wenn er von Armut spricht?

Freidel: Mit Blick auf Franz von Assisi muss man zwei Dinge bei dem Begriff unterscheiden: Einmal die materielle Armut, die den Menschen in Not bringt. Die gilt es natürlich zu bekämpfen und das ist auch ein Element des ersten Besuchstags des Papstes in Assisi gewesen. Es wurden 500 arme, bedürftige Menschen stellvertretend für viele andere bewirtet, die bei der Begegnung auch zu Wort kamen.

Zum anderen hat der Begriff Armut für Franz von Assisi eine tiefere Dimension. Das hängt mit seiner Lebensgeschichte zusammen. Denn auf dem Weg seiner Bekehrung hat Franz von Assisi vor allem diese Begegnung mit den Armen geprägt, das waren damals vor allem die Aussätzigen. Die Erfahrung, die er bei den Aussätzigen macht, die öffnet ihn eigentlich erst für eine tiefere Dimension, für die spirituelle oder religiöse Komponente. Er fängt dann an, mehr zu beten oder fragt nach Gott. Das beginnt eigentlich erst nach dieser existenziellen Erfahrung bei den Aussätzigen, wo es ihm gelingt, aus diesem Egoismus, aus dieser Selbstzentriertheit herauszukommen und den Armen zu helfen.

DOMRADIO.DE: Der Franziskanerorden in Assisi hat für den Papst eine besondere Bedeutung. Wie begegnet der Pontifex Ihrem Orden? Wie haben Sie ihn persönlich erlebt?

Freidel: Er war im vergangenen Jahr hier zur Unterzeichnung der Enzyklika "Fratelli tutti". Da war er bei uns im Haus, bei der Basilika San Francesco. Im Konvent, den der Papst besucht, ist es so üblich, dass er alle Brüder persönlich begrüßt. Hier im Haus kommen über 20 Nationen zusammen. Das ist dann immer interessant. Wir haben auch zwei Argentinier hier, die ihn von früher noch kennen, und dann ist das immer eine kurze, herzliche Begegnung. Aber im Zentrum steht das Thema. Letztes Jahr war das die Unterzeichnung der Enzyklika, dieses Jahr die Hinwendung zu den Armen.

Franz von Assisi verwendet noch einen anderen Begriff, wenn er von Armut spricht: Non apropriarse cual cosa - sich nichts aneignen, keinen Ort, kein Amt, keinen Besitz. Armut vor allem auch zu verstehen im Sinne von Verzicht auf Machtausübung, von universaler Geschwisterlichkeit, wie wir das heute so sagen.

Das ist vielleicht auch das, was Papst Franziskus so fasziniert, was Franz von Assisi in seinem Sonnengesang ausdrückt, indem er alle Geschöpfe und alle Elemente auf den gemeinsamen Ursprung, auf Gott, zurückführt. Wenn die Klimaforscher davon reden, dass alles mit allem zusammenhängt, ist das genau auch dieser Gedanke.

Das ist etwas, was den Papst bewegt. Deswegen greift er immer wieder diese Themen auf: die konkrete Hilfe für die Armen, aber eben auch dieser Geist der Armut, wie Franz von Assisi ihn gelebt hat, der Geschwisterlichkeit, des Teilens miteinander, und das immer im Blick zu haben. Dafür wählt der Papst immer wieder ganz bewusst Assisi als Ort, um ganz bestimmte Akzente zu setzen.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel (privat)
Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel ( privat )
Quelle:
DR