"Alle reden zwar über 'Bewahrung der Schöpfung', aber es passiert zu wenig messbar und konkret", sagte der evangelische Christ im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag). In konfessionellen Einrichtungen wie Kliniken oder Altenheimen gebe es Billigfleisch, fossile Heizung und sehr selten Solaranlagen auf den Dächern. "Dabei wären die Kirchen mit ihrem weltumspannenden Netz eigentlich prädestiniert für den Klimaschutz, auch theologisch", so der Autor, der zur Weltklimakonferenz COP26 ins schottische Glasgow gereist ist.
Mitgefühl für Menschen im globalen Süden
Das Christentum habe ein "altruistisches Weltbild", der Wert eines Menschen hänge nicht von seinem Auto oder Beruf ab, eher von seiner Berufung, führte von Hirschhausen weiter aus. "Jesus predigt die Nächstenliebe. Was wir jetzt brauchen, ist eine 'Übernächstenliebe', räumlich wie zeitlich." Es brauche Mitgefühl mit den Menschen im globalen Süden, Gerechtigkeit, Frieden. "Enkeltauglich leben", so der Autor und Entertainer. "Immerhin haben die beiden großen Konfessionen in der Summe immer noch eine absolute Mehrheit - da muss doch noch was gehen!"
Klimakrise bedroht Gesundheit
Weiter betonte der Mediziner, der Klimawandel sei die größte Gesundheitsbedrohung. Die Erderwärmung führe vor allem im globalen Süden zu immer mehr Hitzetoten. Aber auch in Deutschland seien es 2018 mehr als 20.000 Betroffene gewesen.
Die Zusammenhänge zwischen Klima und Gesundheit müssten etwa in die Ausbildung von Ärzten und Pflegekräften aufgenommen werden, so der Gründer der Stiftung "Gesunde Erde, gesunde Menschen". Auch die Gebäude- und Stadtplanung müsse angepasst werden. "Nehmen Sie Frankfurt mit seinen Wolkenkratzern und Glaspalästen, das sind im Grunde alles Treibhäuser. Will man sie mit Klimaanlagen runterkühlen, verbraucht das Unmengen von Energie", kritisierte er. "Weder das Gesundheitswesen noch unsere Infrastruktur sind auf die Folgen von Extremwetterlagen vorbereitet."
Verzicht auf Fleisch
Weiter forderte von Hirschhausen, für Klima und Gesundheit weniger Fleisch und mehr pflanzenbasierte Kost zu essen. Allein in Deutschland ließen sich durch die "Planetary Health Diet" 150.000 Todesfälle verhindern. "Es sterben weltweit mehr Menschen am Überfressen als an Hunger. Zwei Milliarden haben Übergewicht, eine Milliarde hungert. Das ist doch völlig irre", sagte der Autor.