Kirchenmusik im Erzbistum Köln sucht Nachwuchs

"Der spannendste Beruf, den man sich vorstellen kann"

Wie wäre es mit einer nebenberuflichen kirchenmusikalischen Ausbildung? Diese bietet das Erzbistum Köln an. Bewerbungen sind noch bis Ende November möglich. Regionalkantor Matthias Röttger erklärt im Interview, was an der Arbeit so reizvoll ist.

Register an einer Orgel  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Register an einer Orgel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ziel der Ausbildung ist es ja, dass man nach zwei Jahren so Orgel spielen kann, dass man unfallfrei den Gottesdienst begleiten kann. Wie schwierig ist es denn, so etwas in zwei Jahren zu lernen?

Matthias Röttger (Regionalkantor in Mettmann): Das kommt immer auf die Startvoraussetzungen an. Wenn Leute in der Kirche sozialisiert sind und groß geworden sind und da vielleicht auch schon lange Zeit bei einem Kirchenmusiker Unterricht hatten, dann ist das relativ gut zu machen.

Wenn man ganz neu in dieses Themenfeld reinkommt, dann kann das schon mal etwas schwieriger sein. Aber zu schaffen ist das allemal.

DOMRADIO.DE: Was muss man denn vor der Ausbildung schon können?

Röttger: Wichtig ist bei der Aufnahmeprüfung das Klavierspiel. Man bekommt auch ein Dreiwochen-Stück zugestellt. Das heißt, man muss innerhalb von drei Wochen ein zugegeben leichtes Stück erlernen. Aber damit wollen wir einfach auch abfragen, ob jemand auch in einem überschaubaren Zeitraum ein neues Stück lernen kann.

Beim Klavierspielen sollte man zweistimmige Inventionen von Bach, eine kleine Sonatine, also nichts Weltbewegendes, aber doch solide Grundkenntnisse haben.

DOMRADIO.DE: Wenn man all die Voraussetzungen erfüllt, wie funktioniert denn dann diese Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchenmusiker?

Röttger: Die Ausbildung ist preislich sehr günstig. Man bezahlt eigentlich weniger mit Euro, sondern mehr mit seiner Zeit. Das heißt, es ist schon ein wenig zeitintensiv. Man hat zwei Blöcke. Einmal ist das der zentrale Unterricht samstags von 12:30 Uhr bis in den späteren Nachmittag hinein in den Räumen der Musikhochschule. Das findet jeden Samstag mit dem Theorieblock, mit Chorleitung, mit Stimmbildung und allem möglichen statt.

Und dann hat man noch dezentral, möglichst ortsnah bei einem Seelsorgebereichsmusiker oder Regionalkantor Orgelunterricht und man soll dort auch in dessen Chören mitwirken.

DOMRADIO.DE: Am Ende dieser Ausbildung steht das sogenannte C-Examen. Das ist ein offizielles Zertifikat. Welche Bedeutung hat das dann?

Röttger: Auch andere Bistümer bieten ein C-Examen an und wir versuchen diese Standards relativ gleich zu halten, sodass man das auch bistumsübergreifend verwenden kann. Das bedeutet, dass man zum nebenberuflichen Kirchenmusiker an einer Pfarrei eingestellt werden kann und dann auch eigenständig Gottesdienste an der Orgel begleiten kann oder womöglich auch eine Chorgruppe leiten darf.

DOMRADIO.DE: Heißt das denn auch im Umkehrschluss, dass das nötig ist, weil es zu wenige Organisten gibt, obwohl Gemeinden zusammengelegt werden?

Röttger: Wir sind immer auf der Suche nach Nachwuchs und wir müssen mit unserem hauptamtlichen Personal ja immer großflächiger denken lernen. Das ist sowohl im pastoralen Dienst so wie auch zukünftig bei den Kirchenmusikern. Die Hauptamtlichen können gar nicht mehr in jeder Filialkirche das kirchenmusikalische Leben vor Ort betreuen.

Aber es wäre dann gut, wenn an einer kleineren Gemeinde auch ein Organist tätig ist oder jemand dann nebenberuflich einen Chor, Kinderchor oder Erwachsenenchor qualifiziert leitet, weil er oder sie das womöglich in der C-Ausbildung gut gelernt hat.

DOMRADIO.DE: Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist es dann auch noch Voraussetzung, dass man katholisch ist?

Röttger: Bei dieser sogenannten C-Ausbildung nicht unbedingt. Die meisten werden katholisch sein. Aber wenn wir noch freie Plätze haben, nehmen wir auch nichtkonfessionelle oder evangelische Bewerber.

DOMRADIO.DE: Sie sind selbst Organist. Warum lohnt sich diese Ausbildung?

Röttger: Ich finde es nach wie vor sehr spannend, einen katholischen Gottesdienst zu gestalten. Das Kirchenjahr ist immer unterschiedlich. Es gibt unterschiedliche Höhen und Tiefen im Kirchenjahr. Es ist sehr interessant, diese majestätische Orgel zu bedienen. Es ist super interessant, einen Chor zu leiten, mit Menschen zu arbeiten.

Ich finde, das ist der spannendste Beruf, den man sich vorstellen kann.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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