DOMRADIO.DE: Irme Stetter-Karp ist neue Präsidentin des ZdK als Nachfolgerin von Professor Thomas Sternberg. Gemeinsam mit Birgit Mock, Wolfgang Klose und Thomas Söding wurden Sie, Frau Nothelle, zur Vizepräsidentin vom ZdK gewählt. Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen!
Prof. Dr. Claudia Nothelle (Professorin für Fernseh-Journalismus an der Hochschule Magdeburg und Vizepräsidentin des Zentralkomitees deutscher Katholiken / ZdK): Vielen Dank. Das können wir sicher gut gebrauchen.
DOMRADIO.DE: Sie sind Journalistin. Warum ist das gut, um dieses Amt auszuführen?
Nothelle: Ich glaube, es ist gut, weil wir uns im Team ergänzen. Wir haben einen Theologen dabei, wir haben mit Birgit Mock eine Naturwissenschaftlerin dabei, die sich sehr für die Themen der Frauen und der Familie engagiert. Wir haben mit Wolfgang Klose einen erfahrenen Vizepräsidenten, der schon eine Runde Vizepräsidenten-Amt hinter sich hat.
Und ich bringe die besonderen Fähigkeiten ein, die vielleicht Journalistinnen und Journalisten mitbringen, nämlich genau hinzuschauen, zu beobachten, Fragen zu stellen, immer wieder nachzufragen, aber auch auf die Antworten zu hören und das dann alles in Worte zu bringen, zu kommunizieren. Das ist etwas, was ich versuchen werde in das neue Präsidium des ZdK einzubringen.
Es geht ja darum, untereinander zu reden, auch in der Kirche miteinander gut ins Gespräch zu kommen. Aber es geht eben auch darum, mit den Menschen, die sich nicht oder nicht mehr zur Kirche zugehörig fühlen, ins Gespräch zu kommen. Unsere Themen, unsere Punkte, unsere Inhalte zu sagen, unseren Beitrag in der Gesellschaft zu leisten. Und da sind, denke ich, Journalist*innen auch sehr sinnvoll im Einsatz.
DOMRADIO.DE: In der Laienvertretung der katholischen Gläubigen in Deutschland engagieren Sie sich nicht jetzt erst. Sie sind seit fünf Jahren im Zentralkomitee der Katholiken und moderieren die Zusammentreffen der Synodalen beim Reformprozess, dem sogenannten Synodalen Weg. Jetzt sind Sie eine der Stellvertreterinnen der Präsidentin. Was motiviert Sie am meisten? Auf was freuen Sie sich?
Nothelle: Es freut mich erst einmal, das Vertrauen der Mitglieder des ZdK zu haben. Diese unterstützen uns und sie haben uns mit großer Mehrheit gewählt. Das trägt erst mal.
Viel wichtiger ist aber auch, dass ich der festen Überzeugung bin, dass es sich lohnt, sich für diese Kirche einzusetzen, für die Botschaft, die wir haben. Es gibt eine Hoffnung, die uns antreibt. Es gibt ein Gottvertrauen, das uns trägt, weil wir auch wissen, wir müssen am Ende nicht alles ganz alleine schaffen. Wir stellen uns unter "Seinen Schutz" und das trägt uns auch.
Und der Gedanke, wir können diese Kirche mit noch mehr Leben und neuem Auftrieb verändern, in Bewegung bringen, ist etwas, was mich ganz klar motiviert, dabei mitzumachen.
DOMRADIO.DE: Präsidentin Stetter-Karp hat davon gesprochen, dass es seit 50 Jahren in der Kirche einen immensen Reformstau gebe. Sie will sich deshalb weiter für den Synodalen Weg engagieren. Einer der verschiedenen Punkte, die da diskutiert werden und reformiert werden sollen, ist die Stärkung der Frauen in den Ebenen der katholischen Kirche. Sind Sie da optimistisch?
Nothelle: Ich glaube, ganz entscheidend ist in einem ersten Schritt, dass Frauen für die Kirche sichtbar werden und dass Frauen nach außen selbstverständlich auftreten und sagen "Ich spreche hier für die katholische Kirche". Das muss nicht immer ein Priester, nicht immer ein Bischof sein. Auch wir Frauen stehen für diese Kirche.
Das ist jetzt mit der zweiten Präsidentin, die das ZdK in seiner Geschichte hat, mit Irme Stetter-Karp, auch wieder ein ganz klares Statement. Da steht eine Frau. Im Präsidium haben wir zwei Vizepräsidentinnen. Wir stehen dazu und wir stellen uns auch zu dieser Kirche. Wir gehören zu dieser Kirche.
Unser Ansinnen geht natürlich einen Schritt weiter. Unser Thema ist die Zulassung der Frauen zu den Weiheämtern. Aber wir wissen auch, dass das nicht in Jahresfrist oder auch in Drei-Jahresfrist zu erreichen ist. Das ist ein längerer Weg, auf dem wir uns bewegen. Uns geht es aber tatsächlich darum, sichtbar zu werden, das Wort zu ergreifen und nicht in der zweiten Reihe stehen zu bleiben.
DOMRADIO.DE: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat seinen Glückwunsch ausgesprochen. Ihm sind die guten und fruchtbaren Beziehungen zum ZdK besonders wichtig. Beruht das auf Gegenseitigkeit?
Nothelle: Ja, das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Punkt. Auch das hat sich geändert. Es gab mal eine Weile lang immer Hochspannung zwischen Bischofskonferenz und Zentralkomitee der Katholiken. Und auch jetzt ist es so: Wir haben unterschiedliche Positionen, unterschiedliche Rollen, unterschiedliche Aufgaben. Aber aus meiner Sicht ist ganz klar: Wir können das nur gemeinsam voranbringen, wir können das nicht gegeneinander machen.
Sehr oft ist in unseren Gesprächen auf unserer Vollversammlung der Begriff von der Augenhöhe gefallen. Wir müssen auf Augenhöhe miteinander reden und müssen auch wissen, dass wir eigentlich doch ein gemeinsames Ziel haben. Deshalb geht es um ein gutes Miteinander.
DOMRADIO.DE: Bei den Katholikinnen und Katholiken gibt es ja keine Einheitsmeinung, was ja in der Natur der Sache liegt und was nicht erst in den Debatten rund um den Synodalen Weg deutlich wurde. Wie kann ein Gremium wie das ZdK die Vielfalt abbilden und auch bündeln?
Nothelle: Bei uns im ZdK sind ja auch nicht nur Menschen einer Meinung, einer Position vertreten. Wir haben Leute aus den verschiedenen Diözesanräten, den verschiedenen Verbänden, die ja auch ganz unterschiedlich aufgestellt sind, und geistlichen Gemeinschaften und verschiedene weitere Einzelpersönlichkeiten, die gewählt sind. Das ist schon erst mal der erste Punkt.
Wir sind nicht immer einer Meinung und wer unseren Versammlungen ein bisschen zuhört, kriegt auch mit, wie da diskutiert und gerungen wird.
Ich glaube, dass es für uns als ZdK ganz wichtig ist vor Augen zu haben, die Katholikinnen und Katholiken in einer Breite zu vertreten und die verschiedenen Positionen zu Wort kommen zu lassen. Gleichzeitig müssen wir aber auch auf die schauen, die sagen "Ich fühle mich da nicht vertreten", um mit denen ins Gespräch zu kommen. Es ist mir schon ein großes Anliegen, dass es Kirche gut tut, auch vielstimmig unterwegs zu sein.
Das Interview führte Katharina Geiger.