Bis heute ist Cäcilia eine der volkstümlichen Heiligen und erfährt besonders in den romanischen Ländern eine hohe Verehrung. Auch viele berühmte Komponisten widmeten ihr große Werke.
Ein berühmtes Beispiel ist Joseph Haydn mit seiner Cäcilienmesse. So vielfältig wie die Verehrung der Cäcilia durch Musiker und Chöre ist, so dürftig ist unser Wissen über sie. Fast alles, was über die Heilige bekannt ist, stammt aus Legenden. Stichhaltige Quellen gibt es kaum.
Geboren wurde Cäcilia demnach um das Jahr 200 als Tochter adliger Eltern in Rom. Schon zu Kindertagen hatte Cäcilia der Legende nach eine besonders innige Beziehung zu Christus. Sie fühlte sich allein ihm versprochen.
Dennoch wurde sie von ihren Eltern an den heidnischen Römer Valerianus verheiratet. Cäcilia widersetzte sich nicht, wollte aber in der Ehe keusch leben. Valerianus, erzählt die Legende, ließ sich auf diese Abmachung ein - unter einer Bedingung: Er wollte den Engel einmal sehen.
Und so soll es dann geschehen sein, laut Legende: "Cäcilia bekehrte ihn und Valerianus ließ sich taufen. Als er zu Cäcilia zurückkehrte, sah er den Engel bei ihr. Dieser reichte Kränze von Lilien und Rosen, die den Raum mit himmlischem Duft erfüllten."
Namensgeberin zahlloser Chöre
Heute sind es unzählige Cäcilien-Chöre, die den Namen der Heiligen mit ihrem Gesang ehren. Warum? Man könnte vermuten, in den Legenden um die heilige Cäcilia findet man Hinweise, beispielsweise auf ihre liebliche Stimme, mit der sie Gott lobpreiste.
Was die Legende aber zunächst betont, ist der Hinweis auf den festen Willen der Heiligen, nicht nur christlich zu leben, sondern den Glauben auch weiterzugeben. So bekehrte sie auch die Tiburtius, den Bruder ihres Gatten. Das war in der damaligen Zeit der Christenverfolgung in Rom keine ungefährliche Sache. Dort war es Untergrundarbeit, zwei Römer als Mitstreiter für den christlichen Glauben zu gewinnen.
Fest seit dem 6. Jahrhundert
Sogar eine Kirche soll die heilige Cäcilia nach einer alten Inschrift gegründet haben. Deshalb wird sie besonders im römischen Stadtteil Trastevere verehrt. Seit dem Jahr 545 wird dort auch ihr Fest gefeiert. Hier hat sie ihre letzte Ruhe gefunden. Papst Paschalis l. suchte im neunten Jahrhundert ihr Grab und fand schließlich, angeblich nach einer Erscheinung, den Sarg der Cäcilia. Den ließ er in die von ihm über einem Vorgängerbau errichtete Kirche Santa Cecilia bringen.
Dort werden die Reliquien der Märtyrerin bis heute verehrt, denn Cäcilia war mutig und starb für ihren Glauben, weil sie Dinge tat, die von der Obrigkeit unter Todesstrafe gestellt waren. Sie bestattete die Leichen von hingerichteten Christen. Dabei wurde sie eines Tages festgenommen.
Die Legende erzählt: "Cäcilia wollte die Leichen beerdigen, geriet aber dadurch auch in die Hände des Präfekten Almachius. Der ließ sie foltern. Doch viele der Qualen überstand Cäcilia, sogar eine versuchte Enthauptung durch drei Schwerthieb. Erst nach drei Tagen erlag sie ihren Verletzungen. Am 22. November, vermutlich um das Jahr 230."
Ihr Hab und Gut hat sie den Armen vermacht, so gibt ihr Wirken genügend Anlass zu Lobeshymnen, aber keine Antwort darauf, weshalb sie nun die Patronin der Kirchenmusik ist. Um das zu klären, müssen wir nochmals zu Cäcilias Hochzeit zurückkehren. Hier begegnen wir sozusagen einem lustigen Zwinkern der heiligen Geschichte. Denn dass die heilige Cäcilia als Patronin der Kirchenmusik verehrt wird, verdankt sie vermutlich einem Übersetzungsfehler, nachdem sie wohl auf ihrer eigenen Hochzeit die Orgel gespielt haben soll.