Schon vorher habe es "einen großen Sog-Effekt in Richtung USA" gegeben, der sich nun verstärkt habe, sagte Solalinde im Interview mit der "Welt" (Dienstag).
Ungefähr 80 Prozent der Durchreisenden in Mexiko hätten dort bereits Arbeit gehabt und sich dennoch erneut auf den Weg gemacht, berichtete der Geistliche. "Deshalb sind solche Signale aus den USA ein Dilemma", kritisierte er. "Mal dürfen Kubaner einreisen, dann wieder nicht, das Gleiche galt für einige Haitianer. Es gibt Sonderregelungen für unbegleitete Minderjährige, die zwischenzeitlich ausgesetzt und verändern wieder in Kraft traten."
Situation für Menschen aus Haiti besonders schlimm
Der Weg nach Norden ende für Migranten derzeit in Mexiko, betonte Solalinde. Besonders schlimm sei die Situation für Haitianer, "deren Land sich in eine Hölle verwandelt hat".
Auch Menschen aus Nicaragua, "deren Land sich unter Daniel Ortega in eine Diktatur verwandelt hat", seien besonders gefährdet: Wenn sie nach Nicaragua zurückgebracht würden, schwebten sie dort in Lebensgefahr. "Denn sie gelten als Verräter."
"Migranten werden in Zukunft mehr gebraucht denn je"
Die europäischen Staaten forderte Solalinde auf, Migranten stärker als "Ressource für die Zukunft Europas" zu betrachten. Manche europäischen Regierungen und Staatsführer machten sie "zum Spielball ihrer Machtpolitik".
Dabei könne Europa sich diesen "Luxus" nicht leisten: "Wer sich die Demografie der Industrieländer Europas anschaut, weiß, dass Migranten in Zukunft mehr gebraucht werden denn je."
Preisträger des Nationalen Menschenrechtspreises
Der Priester gilt als Unterstützer des mexikanischen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador und war zu Beginn von dessen Amtszeit auch als dessen Beauftragter für die Migrationspolitik im Gespräch.
Solalinde hat zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte gegründet und erhielt unter anderem den Nationalen Menschenrechtspreis der katholischen Kirche.