Der mexikanische Priester Alejandro Solalinde macht ausländische Kräfte für die Bildung einer am Wochenende aus dem Süden Mexikos aufgebrochene Migrantenkarawane verantwortlich.
Es gebe eine "schwarze Hand", die hinter der augenblicklichen Mobilisierung stecke, so der katholische Geistliche, der für sein Engagement für die Migranten mit dem Nationalen Menschenrechtspreis ausgezeichnet wurde. Konkret warf er den beiden Aktivisten Irineo Mujica und Luis Garcia Villagran der Organisation "Völker ohne Grenzen" vor, die Karawane organisiert zu haben.
US-amerikanische Interessen gegen Mexiko
Dahinter steckten US-amerikanische Interessen gegen Mexiko - mit Unterstützung der Oligarchie des mittelamerikanischen Landes, so der Priester. So solle vor der Welt deutlich werden, dass auch die linksgerichtete mexikanische Regierung von Präsident Andres Manuel Lopez Obrador die Migranten aus Mittelamerika und Haiti mit Repression empfange. Den Reichen Mexikos, die stets in Diensten der USA gestanden hätten, gefalle die Politik Lopez Obradors nicht.
Es sei auch kein Zufall, dass die Karawane wenige Tage nach dem Besuch des mexikanischen Präsidenten bei den Vereinten Nationen gestartet sei, die die Migrationspolitik des Präsidenten kritisieren, sagte Solalinde der Zeitung "La Razon". Er gilt als Unterstützer des Präsidenten und war zu Beginn von dessen Amtszeit auch als dessen Beauftragter für die Migrationspolitik im Gespräch. Solalinde hatte zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte gegründet.
Aus Sicht des Priesters wollen die USA ein geschwächtes Mexiko, damit die Regierung von Lopez Obrador keine führende Rolle innerhalb der Organisation Amerikanischer Staaten übernimmt und die USA verdrängt.
Diese Gefahr habe Washington gegen den Nachbarn aufgebracht. Der Exodus sei kalkuliert. Für Solalinde geht es dabei um eine mediale und geopolitischen Strategie, um Mexiko in einem schlechten Licht dastehen zu lassen.
Migranten Opfer falscher Versprechen
Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard erklärte am Montag (Ortszeit), das Anliegen der Migranten sei aussichtslos und eine Tragödie. Sie seien Opfer falscher Versprechen. Den Flüchtlingen werde jedes Mal gesagt, wenn sie Karawanen bildeten, könnten sie bis an die US-Grenze gelangen und diese passieren. "Das stimmt nicht. Wir haben gesehen, was zuletzt mit den Leuten von Haiti passiert ist." Mexiko werde weiterhin mit Vorsicht den vorgesehenen Weg einhalten, sich an den institutionellen Rahmen und die Menschenrechte halten. Ebrard spielte damit auf das Vorgehen der USA an, die jüngst haitianische Flüchtlinge abschoben, die es bis an die Grenze geschafft hatten.
Diese Massenabschiebung seitens der USA wurde von den Vereinten Nationen am Montag verurteilt.
Solalinde stellt sich damit gegen die Haltung der Kirche in Mexiko, die die linksgerichtete Regierung von Präsident Andres Manuel Lopez Obrador dazu aufgerufen hatte, die Politik der Repression gegen Migranten aufzugeben. Stattdessen sei es notwendig, dem verfassungsgemäßen Auftrag nachzukommen, die Menschenrechte jedes Einzelnen zu respektieren, sagte Bischof Jose Guadalupe Torres Campos aus der nordmexikanischen Grenzstadt Ciudad Juarez vor wenigen Tagen.
"Wir wollen kein Mexiko, in dem der Körper und der Schmerz ausländischer Menschen, die sich entschieden haben, auszuwandern, um ein besseres Leben zu finden, verkauft werden", sagte Torres Campos und kritisierte eine Komplizenschaft zwischen Politik und organisierter Kriminalität bei der Ausbeutung von Migranten. Zugleich bot Torres Campos der mexikanischen Regierung die Kooperation der Kirche in der Migrationsarbeit an.
Zuletzt berichteten Menschenrechtsorganisationen über Gewalt von Sicherheitskräften und der organisierten Kriminalität gegen Migranten bei der Einreise sowie auf der Durchreise durch Mexiko. Die aktuelle Karawane war am Samstag aus Tapachula im Süden Mexikos gestartet und setzte am Montag ihren Marsch trotz tropischer Temperaturen mit dem Ziel Mexiko-Stadt fort. Laut lokalen Medienberichten befinden sich derzeit mehr als 2.000 Menschen in der Karawane.