Fußballlegende Horst Eckel ist tot

"Ab und zu hilft auch der liebe Gott"

Wie es 1954 zum "Wunder von Bern" kam, hat Fußballweltmeister Horst Eckel oft erklärt. Am Freitag ist er gestorben. Zuletzt gewährte er noch einen Einblick, wie er es mit der Religion hielt - und dem Fußballgott.

Autor/in:
Norbert Demuth
Horst Eckel ist tot / © Uwe Anspach (dpa)
Horst Eckel ist tot / © Uwe Anspach ( dpa )

Er war einer der "Helden von Bern". Horst Eckel war der letzte noch lebende Spieler jener legendären deutschen Fußballnationalmannschaft, die 1954 im Berner Wankdorf-Stadion Weltmeister wurde. Am Freitag ist Eckel im Alter von 89 Jahren gestorben, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt mitteilte.

Immer wieder hatte Eckel erklärt, wie damals im Finale der sensationelle 3:2-Sieg gegen die als unbesiegbar geltenden Ungarn gelang - das "Wunder von Bern". In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Frankfurt im Jahr 2018 gab Eckel zudem einen persönlichen Einblick, ob er an Wunder oder an Gott glaubte - oder auch nur an einen "Fußballgott".

Harte fußballerische Arbeit statt echtes Wunder

War der mythische Titelgewinn, der in Deutschland damals einen beispiellosen Freudentaumel auslöste, nun ein echtes Wunder oder nur harte fußballerische Arbeit? "Eher Letzteres", sagte Eckel. "Wenn es überhaupt ein Wunder war, dann das von Sepp Herberger." Was der damalige Bundestrainer aus der Truppe um Kapitän Fritz Walter machte, hat Eckel nachhaltig beeindruckt. Eckel fügte hinzu: "Ich glaube an Gott, aber ich glaube auch daran, dass man seinen eigenen Weg im Leben finden muss und dafür eben manchmal hart arbeiten muss. Und ab und zu hilft auch der liebe Gott."

Und gibt es auch einen "Fußballgott"? Dazu sagte der frühere Außenläufer, den sie wegen seiner Schnelligkeit und Ausdauer "Windhund" nannten: "Ich glaube, dass Gott überall zu finden ist, also warum nicht auch im Fußball."

Eigene Internetseite und eigenen Twitter-Account

Wenn der Pfälzer an "Wunder" dachte, fiel ihm als erstes seine Frau Hannelore ein, die er vor mehr als 60 Jahren geheiratet hatte und mit der er in seinem Geburtsort Vogelbach lebte. "Dieses Wunder hält nun schon 60 Jahre an und schenkte uns zwei tolle Töchter", sagte Eckel im Juni 2018. Seine Tochter Dagmar kümmerte sich um die zahlreichen Presseanfragen, die etwa vor und während der damaligen Fußball-WM in Russland eingingen. Horst Eckel hatte außerdem eine eigene Internetseite und einen eigenen Twitter-Account.

Und er wusste: Für die jungen Spieler sei es heute viel schwieriger in der Medienwelt zu bestehen wie für uns damals". Eckel riet: "Lasst die jungen Leute sich in Ruhe entwickeln, dann werden sie auch zu guten Vorbildern."

Achtung vor anderen Überzeugungen war wichtig

Das dürfte er nun für viele Menschen bleiben. Mit seiner Tochter Dagmar hatte Eckel, der nach seiner Fußballerkarriere als Sportlehrer arbeitete, eine nach ihm benannte Stiftung gegründet, die Bildungsprojekte fördert. Außerdem unterstützte er die Initiative "Respekt! Kein Platz für Rassismus". Er betonte: "Wenn die Menschen lernten, das, was sie nicht verstehen oder ihnen fremd ist, trotzdem zu respektieren und zu achten, wären wir ein großes Stück weiter."

Die Achtung vor anderen Überzeugungen war ihm auch im religiösen Bereich wichtig. Manche Fußballspieler bekreuzigen sich heute öffentlich nach einem Tor, andere - muslimische - Spieler beten mit erhobenen Händen vor dem Spiel. "Für mich geht das völlig in Ordnung", sagte der evangelische Christ Horst Eckel. "Ich finde es schön und wichtig, wenn Menschen zu ihrem Glauben stehen."

Wollte bereits verstorbene Kameraden wiedertreffen

An sein erstes Spiel bei der WM 1954 konnte Eckel sich noch gut erinnern - auch viele Jahrzehnte Jahre danach. "Wir gewannen 4:1 gegen die Türkei und freuten uns riesig", twitterte er am 18. Juni 2018. Am Tag zuvor, dem 17. Juni, hatte die deutsche Nationalelf bei der WM in Russland ihr Auftaktspiel gegen Mexiko überraschend verloren. Eckel traute "Jogis Jungs" zwar die Titelverteidigung zu. Es gebe aber "einige gute Mannschaften, die den WM-Titel holen können". Eckel behielt recht: Deutschland schied bereits nach der Vorrunde aus. Frankreich wurde Weltmeister.

Eckel erzählte 2018 auch, welchen seiner einstigen, bereits verstorbenen Kameraden er gerne wiedertreffen würde. "Fritz Walter, auch wenn ich alle anderen alten Kameraden sehr schätze", sagte Eckel und fügte hinzu: "Fritz und ich hatten ein Vater-Sohn-Verhältnis. Ich würde ihm einfach sagen: Danke, danke für alles!" Nun kann Horst Eckel dies auf dem himmlischen Spielfeld nachholen.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema