Auch Polens Post gratuliert dem katholischen Radio Maryja und bringt zum 30. Jahrestag des Sendestart im Dezember extra eine Briefmarke heraus. Die Polen regierenden Nationalkonservativen wissen genau, wie wichtig die eindeutige Parteinahme von Radio Maryja für sie für ihre Wahlsiege war. Der Sender aus dem nordpolnischen Torun (Thorn) ist schon lange eine Institution in dem Land, die zwar stark polarisiert, aber stolz auf ihren Aufstieg zu Europas einflussreichstem Kirchenradio schaut.
Mit zwei kleinen Sendeanlagen von je 100 Watt legte die Hörfunkstation am 8. Dezember 1991 los. Am ersten Tag drehte sich das Programm vor allem um eine Prozession mit einer Figur der Madonna von Fatima, der Patronin des Senders, in der 200.000-Einwohner-Stadt Thorn. Die katholische Kirche beging an dem Tag das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariä. Die Begrüßungsworte der frommen Radiomacher lauteten damals wie heute: "Gelobt sei Jesus Christus und die immerwährende Jungfrau Maria. Jetzt und für immer". Beim Start waren sie nur in und um Thorn und das nahe gelegene Bromberg (Bydgoszcz) zu empfangen.
Unterschätzen sollte man Radio Maryja
Die katholische Kirche hatte 1991 vom Staat das Recht erhalten, in jeder Diözese Sendefrequenzen kostenlos zu nutzen. Da die meisten Bischöfe mit dem Angebot nichts anzufangen wussten, überließen sie das Geschenk Pater Tadeusz Rydzyk. Seit 1994 ist sein Programm landesweit zu hören.
Anschließend gewann es dank Satellit und Internet auch rund um den Globus zahlreiche Fans unter Polen, die im Ausland leben. Laut einer Marktuntersuchung schalteten den Sender in Polen von Juli bis September täglich 1,4 Prozent der 15- bis 75-Jährigen ein. Auf den ersten Blick eine eher kleine Zahl. Doch unterschätzen sollte man Radio Maryja nicht.
Der Sender mobilisierte mehrmals Hunderttausende Menschen für eigene Demos in Warschau. Die Idee zur Gründung eines katholischen Senders in Polen kam dem heute 76 Jahre alten Redemptoristen Rydzyk, als er Ende der 1980er Jahre im Oberallgäu Geistlicher in einem Frauenkloster war. Damals studierte er im bayerischen Balderschwang den Aufbau von Radio Maria International.
Rosenkranzgebete und Gottesdienste
Gesendet werden vor allem Gespräche mit Hörern und Studiogästen sowie Rosenkranzgebete und Gottesdienste. Papst Franziskus wird oft live übertragen. Zur "Weltfamilie von Radio Maria" gehört die von der polnischen Provinz des Redemptoristenordens getragene Station allerdings wegen Meinungsverschiedenheiten nicht. Denn in Rydzyks Programm wird allzu oft Stimmung gegen die EU, Deutschland, Migranten, Homosexuelle, Juden und Muslime gemacht.
Berüchtigt sind Rydzyks Aussagen, die für Skandale sorgten. Bei einer ausgestrahlten Messe zum 29-jährigen Bestehen von Radio Maryja ergriff er vor einem Jahr zum Beispiel Partei für den zurückgetretenen Bischof von Kalisz (Kalisch), Edward Janiak, und ließ jedes Mitgefühl für Betroffene von sexualisierter Gewalt vermissen.
Der Chef des polnischen Kirchensenders entschuldigte sich für seine Worte erst, nachdem ihm der Kinderschutzbeauftragte der Bischofskonferenz, Erzbischof Wojciech Polak, eine Bagatellisierung von sexuellem Missbrauch vorgeworfen und die Leitung der polnischen Provinz des Redemptoristenordens zum Eingreifen aufgerufen hatte.
Polarisierende Stimmungsmache
Lange hatte auch der 2013 verstorbene Kardinalprimas Jozef Glemp gegen die polarisierende Stimmungsmache des Radios protestiert. Der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz forderte 2007 gar die Absetzung des Senderchefs, weil sein Programm die Kirche spalte. Ende 2015 versöhnte er sich allerdings öffentlich mit Rydyzk. Heute steht die ganze Bischofskonferenz zu Radio Maryja, auch wenn viele Diözesen längst über eigene Hörfunkprogramme verfügen.
Papst Franziskus würdigte den Sender zum 25-jährigen Jubiläum als "wirksames Mittel der Evangelisierung" und "Medium zeitloser menschlicher Werte". Er dankte dem Sender für all das Gute, das er durch die Übermittlung des Evangeliums und der Kirchenlehre in den Herzen der Menschen hervorgerufen habe. Radio Maryja kümmere sich in besonderer Weise um kranke und ältere Menschen.