Erzbistum lässt Vergabe von Gutachter-Aufträgen prüfen

Aufarbeitung in Köln

Die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und seinem Generalvikar Markus Hofmann veranlasste Beauftragung von Juristen und Kommunikationsberatern wird kirchenrechtlich untersucht.

Weihbischof Rolf Steinhäuser (Erzbistum Köln)

Das teilte das Erzbistum Köln am Dienstagabend nach einer Sondersitzung des Vermögensrates und des Domkapitels mit. Dabei habe der Übergangsleiter der Erzdiözese, Weihbischof Rolf Steinhäuser, über Hinweise informiert, dass beide Gremien bei den Auftragsvergaben im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung nicht den Regeln des Kirchenrechts entsprechend einbezogen worden seien. Er habe umgehend zwei unabhängige Kirchenrechtler mit der Prüfung des Sachverhalts beauftragt und darüber den Vatikan informiert.

Steinhäuser vertritt Woelki als Apostolischer Administrator während dessen Auszeit, während Hofmann als Delegat seine Aufgaben als Verwaltungschef praktisch weiterführt. Laut Erzbistum bat Hofmann Steinhäuser darum, ihn bis zur Klärung des Sachverhalts zu beurlauben. Dies habe der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, abgelehnt. Zugleich habe dieser Steinhäuser angewiesen, den Vorgang in Rom umfassend vorzulegen.

Gelder aus bischöflichem Sondervermögen 

Am Wochenende hatte das Erzbistum die Kosten für Aufträge im Zuge der unabhängigen Missbrauchsuntersuchung offengelegt. Danach wurden dafür zwischen 2019 und 2021 rund 2,8 Millionen Euro aus einem bischöflichen Sondervermögen aufgewendet: Ein erstes und als nicht veröffentlichungsreif eingeschätztes Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) kostete 757.500 Euro. Anwälte, die diese Untersuchung äußerungsrechtlich überprüften, bekamen knapp 600.000 Euro. Ein zweites Gutachten der Kanzlei Gercke Wollschläger schlug mit 516.200 Euro zu Buche. Hinzu kamen fast 90.000 Euro für eine Pressekonferenz am 18. März dieses Jahres, in der das Gercke-Gutachten Medien und Bistumsspitze präsentiert wurde.

Woelki hatte sich am 10. Oktober in eine mit dem Papst vereinbarte Auszeit verabschiedet, um die Querelen um die Missbrauchsaufarbeitung aufzuarbeiten. Papst Franziskus kam nach einer von ihm beauftragten Untersuchung zum Schluss, der Erzbischof habe "große Fehler" in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Bis zu Woelkis Rückkehr an Aschermittwoch (2. März) leitet Steinhäuser das Erzbistum.


Msgr. Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti (DR)
Msgr. Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA