Dazu gehörten die Fragen, ob der Zölibat und die Sexualmoral noch zeitgemäß seien, sagte Rörig in einem Interview des "Tagesspiegel" am Mittwoch. Auch mit der Rolle der Frau müsse sie sich beschäftigen und damit, ob Missbrauchsopfer wirklich Anerkennung und Genugtuung erfahren.
Zugleich betonte Rörig, dass innerhalb der katholischen Kirche schon einiges passiert sei. Alle Bistümer hätten sich auf den Weg gemacht, Aufarbeitungskommissionen einzurichten. In diesen Kommissionen hätten sie keine Mehrheit, und auch Betroffene seien beteiligt. Die "Kölner Wirren" hätten allerdings den Start für die katholische Kirche erschwert.
Evangelische Kirche "noch vor der Startlinie"
Mit Blick auf die evangelische Kirche sagte der Beauftragte, diese stehe "leider noch vor der Startlinie". Er sei aber froh darüber, dass die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im November eingestanden habe, dass bei ihr die Aufarbeitung nur schleppend vorankomme.
Zudem sei es wichtig gewesen, dass Fehler und Fehleinschätzung im Umgang mit Betroffenen deutlich benannt worden seien. Im kommenden Jahr müsse erreicht werden, dass die ersten regionalen Aufarbeitungskommission nach verbindlichen Standards ihre Arbeit in den Landeskirchen aufnehmen und Betroffene dabei mitwirken.
Rörig, der seit zehn Jahren Missbrauchsbeauftragter ist, hatte schon vor längerer Zeit erklärt, sein Amt in dieser Legislaturperiode abzugeben, sobald ein Nachfolger für ihn gefunden ist.