Nach dem diplomatischen Bruch mit Taiwan will Nicaragua die Räumlichkeiten von dessen bisheriger Botschaft der Volksrepublik China übergeben - sehr zum Ärger von Taipeh. Taiwans Regierung protestiere entschieden gegen die "unrechtmäßige Besetzung ihres Eigentums" und dessen Übertragung an die Volksrepublik, teilte das Außenministerium der demokratischen Inselrepublik am Montag mit.
Taiwan will Besitz an Erzbistum Managua geben
Taiwan habe die Räumlichkeiten der früheren diplomatischen Vertretung zuvor symbolisch an die katholische Kirche in Nicaragua übergeben – das habe die Führung des mittelamerikanischen Landes jetzt willkürlich blockiert.
Der Generalvikar des Erzbistum Managua, Carlos Avilés, sagte der Tageszeitung "La Prensa", ein taiwanesischer Diplomat habe der Kirche das Botschaftsgebäude angeboten. "Ich habe ihm gesagt, dass das kein Problem sei, aber die Übergabe war rechtlich noch nicht abgeschlossen", so Avilés. Man habe sich noch keine Gedanken gemacht, was man mit dem Gebäude vorhabe, aber "jede materielle Unterstützung ist willkommen und wird in den Dienst des Volkes gestellt."
Informationen, dass auch alle weiteren Besitztümer und Fahrzeuge Taiwans in Nicaragua an die Katholische Kirche übergeben wurden, habe "La Prensa" durch den Generalvikar nicht bestätigen lassen können.
Ein-China-Politik setzt Taiwan unter Druck
Weltweit gibt es nach dem Bruck mit Nicaragua nur noch 14 Länder, die Taiwan diplomatisch anerkennen - darunter kleine Pazifikländer, Karibikinseln, Staaten in Mittelamerika und der Vatikan. Mit seiner Ein-China-Doktrin erlaubt die kommunistische Führung in Peking keinem Land, Beziehungen sowohl mit der Volksrepublik als auch mit Taiwan zu unterhalten. Peking betrachtet das heute freiheitliche Taiwan als Teil der Volksrepublik und versucht, es international zu isolieren.
Taiwan verurteile aufs Schärfste, hieß es weiter, dass Nicaraguas Regierung verlangt habe, das Botschaftspersonal innerhalb von nur zwei Wochen - bis zum 23. Dezember - abzuziehen.
Die zunehmend autoritär agierende Regierung Nicaraguas unter dem früheren linken Revolutionär Daniel Ortega hatte am Sonntag mitgeteilt, ihr Bekenntnis zu Pekings Ein-China-Doktrin ziehe mit sich, dass sämtliches Vermögen Taiwans in Nicaragua sofort der Volksrepublik gutgeschrieben werde. Nicaragua hatte am 10. Dezember überraschend seine diplomatischen Beziehungen zu Taipeh zugunsten Pekings beendet.