Ruhrbischof Overbeck gratulierte Chow.
Der Jesuit Stephen Chow Sau-yan (62) ist neuer Bischof von Hongkong. Der Gottesdienst zu seiner Amtseinführung fand am Samstag in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis statt. Laut Medienberichten machte Chow in einer Ansprache deutlich, dass er nach den Ereignissen der vergangenen zwei Jahre sein Amt in einer schwierigen Zeit antrete.
Chow bezog sich damit auf die Proteste der Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone. China versucht, diese Proteste seit dem Sommer 2020 zu unterdrücken. Aktivisten wie der katholische Verleger Jimmy Lai (73) werden verfolgt, verhaftetet und zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.
Giraffe im Wappen
In sein bischöfliches Wappen nahm Chow neben einer Friedenstaube auch eine Giraffe als Symbol für die Fähigkeit auf, das große Ganze zu sehen. Kurzsichtigkeit könne Angst machen, der Blick ins Weite dagegen Kraft verleihen, erklärte der Theologe und Psychologe die Wahl des ungewöhnlichen Wappentiers gegenüber der Hongkonger Bistumszeitung "Sunday Examiner".
An der Amtseinführung von Chow nahmen auch die ehemaligen Hongkonger Bischöfe Kardinal John Tong Hon (82), Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (89) sowie Weihbischof Joseph Ha Chi-shing (62) teil. Kardinal Zen und Bischof Ha gelten als Chinakritiker und Unterstützer der Hongkonger Demokratiebewegung.
Overbeck würdigt Chow
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck (57) gratulierte Chow. Mit der Bischofsweihe würden nicht nur viele seelsorgliche Aufgaben, sondern auch diplomatische Herausforderungen mit Blick auf das Verhältnis zu China einhergehen, heißt es in dem Glückwunschschreiben des Bischofs von Essen. "Wie bereits Deine Vorgänger es getan haben, so wirst auch Du Verantwortung für diese besondere Beziehung zwischen China und dem Heiligen Stuhl, vermittelt durch das Bistum Hongkong, tragen." Zugleich bedauerte Overbeck, dass er angesichts der Corona-Pandemie nicht selbst bei der Amtseinführung in Hongkong zugegen sein konnte. Hongkong ist Partnerbistum von Essen.
Im Mai zum Nachfolger ernannt
Chow war im Mai von Papst Franziskus zum Nachfolger des im Januar 2019 verstorbenen Bischofs Michael Yeung Ming-cheung ernannt worden. Am 7. August 1959 in Hongkong geboren, trat Chow nach einem Psychologiestudium in den USA 1984 dem Jesuitenorden bei. Nach Noviziat und Philosophiestudium in Irland kehrte er 1988 nach Hongkong zurück. Nach dem Theologiestudium wurde er 1994 zum Priester geweiht. Es folgten Aufbaustudien zu Organisationsentwicklung in Chicago sowie eine Promotion in Psychologie in Boston. Seit seinen endgültigen Ordensgelübden übernahm Chow verschiedene Aufgaben innerhalb seines Ordens in Hongkong.
Druck auf kirchliche Vertreter
Die katholische Kirche in der Sonderverwaltungszone Hongkong befindet sich in einer schwierigen Lage. Seitdem das Regime in Peking die Demokratiebewegung dort immer mehr unterdrückt und dem politischen System der übrigen Volksrepublik angleicht, geraten auch kirchliche Vertreter und andere Gläubige unter Druck. Von den 400.000 einheimischen Katholiken des Bistums stehen einige den Positionen Chinas nahe, die Mehrheit scheint jedoch die Anliegen der Demokratiebewegung zu teilen.
Chow kündigte an, er wolle den Menschen zuhören. "Ich glaube nicht, dass man ein Bistum wie ein Unternehmen mit einem großen strategischen Plan führen kann." Alle, insbesondere die Laien, sollten zu Wort kommen. Dabei gelte es, Unterschiede zu respektieren. "Einheit ist nicht gleichzusetzen mit Uniformität."