In Südafrika hat eine "Woche des Trauerns" zum Gedenken an den Anti-Apartheid-Aktivisten Desmond Tutu begonnen. Landesweit wehen die Flaggen auf Halbmast. Mit zahlreichen Aktionen und Gottesdiensten wird des am Sonntag mit 90 Jahren gestorbenen Friedensnobelpreisträgers gedacht, ehe er am Samstag in der Kapstädter St.-George's-Kathedrale beigesetzt wird.
Sowohl in Kapstadt als auch an Tutus früherem Wohnort, dem Township Soweto, trotzten zu Wochenbeginn Tausende dem Regen, um des früheren anglikanischen Erzbischofs zu gedenken. Viele Südafrikaner legten Blumen vor Tutus Porträt nieder und zündeten Kerzen an. Ethnisch gemischte Paare dankten Tutu für seinen Einsatz gegen die Apartheid, ohne den sie ihre Liebe hätten geheimhalten müssen.
Südafrikas "moralischer Kompass"
Tutu hatte als erster schwarzer anglikanischer Bischof von Johannesburg und später Erzbischof von Kapstadt gegen die Rassentrennung und das Apartheid-Regime gepredigt. Bis zuletzt galt er als Südafrikas "moralischer Kompass". "Er sorgte sich über die Missstände in der Regierungspartei und sprach offen darüber", sagte Präsident Cyril Ramaphosa am Montag nach einem Besuch bei der Familie Tutus. Zuvor hatten auch andere Vertreter des regierenden African National Congress (ANC) kondoliert.
In Tutus Wahlheimat Kapstadt werden seit Sonntagabend der Tafelberg als Wahrzeichen der Metropole und das Rathaus in Violett angestrahlt, der Farbe seiner anglikanischen Bischofskleidung. Bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am Mittwoch wollen etliche lokale und internationale Künstler ihre Anerkennung zollen, wie Kapstadts Bürgermeister Geordin Hill-Lewis mitteilte. Weitere Gedenkfeiern sind etwa in Johannesburg, Pretoria und Bloemfontein geplant.
Abschied in der Kathedrale
Bei der Tutu Aufbahrung in der St.-George's-Kathedrale am Freitag sollen die Südafrikaner die Gelegenheit haben, sich von dem Nobelpreisträger und früheren Erzbischof zu verabschieden. Am Neujahrstag wird seine Asche in der Kathedrale beigesetzt. Bis dahin werden die Glocken der Kirche, in der Tutu gegen das rassistische Regime mobilisierte, täglich zu Mittag für zehn Minuten läuten - als Aufruf an die Bevölkerung, "in Gedenken innezuhalten", so der amtierende Erzbischof Thabo Makgoba.
An der Beisetzung dürfen laut Südafrikas Covid-Regeln maximal 100 Gäste teilnehmen. Unterdessen spekulieren lokale Medien darüber, ob auch der Dalai Lama anreist. Er und Tutu waren enge Freude. Südafrikas Regierung hatte ihm jedoch wiederholt die Einreise verweigert, im Bestreben, China nicht zu verärgern.