Der Silvesterorden als Verdienst rund um die katholische Kirche

Was macht man als Päpstlicher Ritter?

Benjamin Marx wurde 2016 für sein vielfältiges ehrenamtliches Sozialengagement zum "Ritter des Silvesterordens" ernannt. Er erzählt, warum der Orden nach Papst Silvester benannt ist und was ein Träger des Päpstlichen Ordens macht.

Schweizer Garde / © Paolo Galosi (KNA)
Schweizer Garde / © Paolo Galosi ( KNA )

DOMRADIO.DE: Der Silvesterorden – das ist ein Päpstlicher Orden für Verdienste um die römisch-katholische Kirche und den katholischen Glauben. Was muss man machen, um ein Päpstlicher Ritter zu werden?

Benjamin Marx (Träger des päpstlichen Silvesterordens): Das kann ich Ihnen eigentlich nicht sagen, was man machen muss, um jetzt ein Päpstlicher Ritter zu werden. Bei mir hing es vielleicht damit zusammen, dass ich in Berlin-Neukölln eine Wohnanlage, in der Armutsflüchtlinge aus Osteuropa gelebt haben, gegen vielerlei Widerstände revitalisiert habe.

Ich habe daraus ein lebendiges Wohnquartier gemacht, obwohl da Roma gelebt haben. Es war dann für die Menschen drumherum etwas irritierend. Vielleicht war das der Grund gewesen, dass ich eben Menschen auf Augenhöhe begegne.

DOMRADIO.DE: Generell sind Sie sehr engagiert. Sie richten jedes Jahr eine Krippe her, die Millieukrippe hier in Köln. Kann das da auch mit reingespielt haben?

Benjamin Marx: Die Millieukrippe wurde auch in der Laudatio genannt, dass sie eine besondere Nähe der Verkündigung ist und deshalb sehr viele Menschen – auch Kirchenferne –  hier nach St. Maria Lyskirchen gehen und die Krippe besichtigen. Und in diesem Jahr haben die Impfpässe, die die Figuren in der Hand haben, doch eine riesige Welle ausgelöst. Selbst die Süddeutsche Zeitung hat ihr Streiflicht unserer Krippe gewidmet. Das war schon ein anderer, aber es war auch ein Ritterschlag.

Für mich ist es einfach immer wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. So wie Pater Liebermann, der Gründer der Spiritaner, das einmal gesagt hat: dem Menschen absichtslos in der Hilfe zu begegnen. Das ist für mich so ein Grundgedanke, und den habe ich auch immer beim Wohnen bemüht einzuhalten.

Menschen eine Wohnung geben und wenn sie dann eine Wohnung hatten, dann konnte man ihre Probleme lösen. Neudeutsch heißt das ja mittlerweile "Housing First".

DOMRADIO.DE: Das heißt, es sind Verdienste um die katholische Kirche, um den katholischen Glauben und auch um die Menschen. Wie lief das denn ab, als sie den Orden bekommen haben? Bekommt man da vorher einen Brief, wo man angeschrieben wird? Wie war das bei Ihnen?

Benjamin Marx: Nein, es ist ganz geheimnisvoll. Man bekommt überhaupt nichts mit. Es sei denn, man hat mitbekommen, dass irgendwie getuschelt worden ist, weil irgendwelche Lebensläufe abgefragt wurden oder sonstiges. Ich habe den Orden bekommen, als Kardinal Woelki das Integrationsprojekt für Menschen, die auf der Flucht waren, in St. Pantaleon eingesegnet hat.

Da bin ich dann hinbestellt worden, ein großer Briefumschlag wurde geöffnet und der Kardinal hat die Laudatio gehalten und mir diesen Orden dann ans Revers geheftet.

DOMRADIO.DE: Das heißt, für Sie war es völlig überraschend.

Benjamin Marx: Es war für mich total überraschend und ich hätte mit so etwas nie gerechnet. Es war eigentlich mal ganz schön, dass Arbeit anerkannt wird, die man vielleicht auf eine etwas anderen Weg beschreitet oder weil man Neuland gegangen ist. Aber es war total überraschend.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist Papst Silvester ein Papst, der vor 1.700 Jahren gelebt hat. Verbinden Sie trotzdem persönlich etwas mit ihm?

Benjamin Marx: Mit Papst Silvester verbinde ich auch etwas persönliches. Ich bin ja auf Kreuzerhöhung geboren und Kreuzerhöhung hat ja sehr viel mit der Heiligen Helena zu tun, der Mutter von Konstantin. Ich war da mal in Rom und habe während eines Romurlaubs dann die Spuren der Helena in Rom verfolgt.

Wenn man diese Spuren verfolgt, landet man irgendwann in Quatro Coronati. Das ist ein altes Kloster zwischen dem Lateran und dem Kolosseum. Dort gibt es die sogenannte Silvesterkapelle mit Fresken der Heiligen Helena. Aber es gibt auch in dieser Silvesterkapelle die Fresken, wo Papst Silvester Kaiser Konstantin tauft und Konstantin dem Silvester den Lateran überschreibt.

Das ist der erste Grundbesitz, den die katholische Kirche dann auf der Welt jemals hatte.

DOMRADIO.DE: Der Grundbesitz der Kirche – das ist ja auch ein Feld, in dem Sie gearbeitet haben.

Benjamin Marx: Ja, ich habe fast 35 Jahre lang im größten katholischen Wohnungsunternehmen in Deutschland gearbeitet, bei der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft. "Wohnungsbau ist Dombau", hatte ja Kardinal Frings einst gesagt. Das war schon ein schönes, fruchtbares Arbeiten für die Menschen und auch eine sehr wichtige Institution.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie Träger des Päpstlichen Silvesterordens. Heften Sie denn ab und zu mal an? Gibt es Gelegenheiten, zu denen Sie den Orden tragen?

Benjamin Marx: Nein, ich wüsste nicht, wann ich diesen Orden tragen würde. Man darf sich ja zu dem Orden noch ein Schwert schmieden und eine Uniform nähen lassen – man hat das Privileg auf einem Schimmel den Petersdom hinauf zu reiten.

DOMRADIO.DE: Was davon haben Sie schon gemacht?

Benjamin Marx: Davon habe ich nichts gemacht. Aber mir hat ein älterer Träger mal einen Tipp gegeben. Er sagte, wenn Sie mal in Rom sind, tragen Sie den Orden, wenn Sie in den Petersdom gehen. Sie werden erleben, wenn man Ihnen die Türen öffnet, stehen die Schweizer stramm und salutieren. Das habe ich tatsächlich mal getestet und es funktioniert.

Das Interview führte Gerald Meyer.


Für Benjamin Marx ist in 25 Jahren die Milieukrippe in Lyskirchen zur Herzenssache geworden. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Für Benjamin Marx ist in 25 Jahren die Milieukrippe in Lyskirchen zur Herzenssache geworden. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Wer genau hinsieht, bemerkt, dass das Kind eine Dornenkrone in der rechten Hand hält.  / © Beatrice Tomasetti (DR)
Wer genau hinsieht, bemerkt, dass das Kind eine Dornenkrone in der rechten Hand hält. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der jüdische Apotheker mit Davidstern, dessen Geschäft später "arisiert" wurde. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der jüdische Apotheker mit Davidstern, dessen Geschäft später "arisiert" wurde. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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