Christliches Yoga soll neuen Zugang zum Glauben bieten

"Spüre es in deinem Körper"

Dem Alltag entfliehen und zur Ruhe kommen - Yoga soll gesund für Körper und Geist sein. Das Sela Institut für Christliches Yoga bietet ab sofort christliche Yoga-Kurse an. Yoga bietet einen neuen Zugang zum Glauben, findet Leiterin Pia Wick.

Eine Gruppe macht Yoga / © fizkes (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Warum passen Yoga und Religion so gut zusammen?

Pia Wick (Leiterin des Sela Instituts für Christliches Yoga): Wir haben jetzt gerade einen Song gehört und da hieß es "Feel it in your body" - Spüre es in deinem Körper, dass du Geschöpf bist. Die Bibel ist voll von körperlichen Bezügen und mein Mann ist Theologe. Wir haben in einer großen Lebenskrise gemerkt, dass Seelsorge alleine über den Kopf nicht reicht, sondern dass der Körper mit einbezogen werden muss. Da haben wir uns auf die Suche gemacht nach dem Körper in der Bibel.

Yoga ist ja eine Technik, wo man zur Ruhe kommt, wo man eben fühlt. "Feel it in your body" - Du bist Geschöpf. Dadurch kann die Seelsorge und das biblische Wort noch mehr Gewicht bekommen. Ich kann das noch mehr wahrnehmen, noch mehr spüren, wenn ich den Körper mit hinein nehme. All die positiven Zusprüche, die man in der Bibel findet, müssen auch im Körper verankert werden. Dann kann der Mensch ganzheitlich Christ sein und ganzheitlich auch genesen, heil werden, so wie das die Bibel verspricht.

DOMRADIO.DE: Ursprünglich ist in Indien die vorrangige Religion der Menschen der Hinduismus. Hier in Deutschland das Christentum. Auch wenn Yoga vorwiegend aus Indien kommt, Sie sagen also, das lässt sich vereinen?

Wick: Ja, das lässt sich absolut vereinen. Die Techniken des Yogas sind großartig. Diese Techniken des Yogas kommen aus Indien, aber sie sind mit europäischen Übungen verknüpft worden. Das geht in die Zeit der Kolonialisierung von Indien zurück. Die Engländer haben die Yoga-Praktiken, die damals richtig rigide, streng und auch brutal waren, die den Körper eigentlich desensibilisiert haben, abgelehnt und haben für sich selber Übungen von Peter Ling übernommen.

Peter Ling war in Schweden ein Gymnastiklehrer, der eine Gymnastik entwickelt hat, wie wir sie kennen. Daraus kommt die Kerze, der Katzenbuckel, der Pferderücken. Das sind alles Übungen die wir kennen und die sind dann ins Yoga mit eingeflossen.

DOMRADIO.DE: Wie ist die Idee entstanden, ein eigenes Institut für christliches Yoga zu gründen?

Wick: Ich unterrichte ungefähr seit zehn Jahren christliches Yoga in kleinen Gruppen und jetzt war es einfach an der Zeit, das noch mehr Menschen zugänglich zu machen und wir wollten auch eine Ausbildung generieren, damit noch mehr Menschen christliches Yoga machen können.

DOMRADIO.DE: An Ihrem Institut wollen Sie auch künftig christliche Yogalehrer ausbilden. Welche Schwerpunkte setzen Sie da?

Wick: Das sind die biblischen Bezüge. Ich bin Tempel des Heiligen Geistes. Ich bin Geschöpf Gottes. Ich bin mit meinen Organen wunderbar geschaffen. Das sind zum Beispiel Schwerpunkte. Und dann ist es die Dankbarkeits-Praxis. Wie gehe ich im Alltag mit meinem Körper, mit meinen Grenzen, mit meinen Stärken um? Alles sind Schwerpunkte.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es dann in der Praxis in Ihren Kursen aus, wenn man christliches Yoga bei Ihnen machen möchte? Wie bekommen Teilnehmende hier Zugang zu ihrem Glauben?

Wick: Wir versuchen das Embodiment christlich zu deuten. An jedem Anfang einer Yogastunde steht ein Bibelvers, den wir verkörpern. Wir spüren in diesen Bibelvers hinein und wir versuchen den auch umzusetzen, körperlich umzusetzen. Das kann dann in die Seelsorge-Praxis hinein gehen, ohne dass man sein Thema nennen muss. Aber das sind Zuprüche, die dem Körper, dem Geist und der Seele gut tun.

DOMRADIO.DE: Es soll ja dann auch einmal im Monat einen Yoga-Gottesdienst geben. Kommt da dann der Katzenbuckel zum Beispiel vor oder der Sonnengruß? Sitzen alle auf Yogamatten im Schneidersitz oder eben ihrer Lieblingshaltung? Was macht den Gottesdienst so besonders?

Wick: Ja genau, es sitzen alle auf ihren Yogamatten. Es gibt natürlich auch Leute, die dürfen sehr gerne auf dem Stuhl sitzen. Aber es geht darum, mit allen Sinnen Gott zu loben und Gott wahrzunehmen, zu spüren, wie man gehalten und getragen ist. Es gibt auch eine Predigt, aber die Predigt wird sehr körperlich, sehr leiblich umgesetzt in Übungen. Das wird jetzt nicht der Sonnengruß sein, weil es sollen alle Menschen angesprochen werden, von allen Altersgruppen. Aber es wird immer eine körperliche Umsetzung geben.

DOMRADIO.DE: Das heißt aber, ihr Angebot ist nicht nur für Christinnen und Christen?

Wick: Nein, überhaupt nicht. Es ist für alle hier, für alle Denominationen, für alle Altersgruppen, für Kirchenferne und Kirchennahe.

DOMRADIO.DE: Ihr Angebot für christliches Yoga ist eine besondere Art, sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen. Warum passt das in Ihren Augen so gut in die aktuelle Zeit?

Wick: Ich glaube, wir merken alle, dass wir durch Corona alle isoliert sind, wir sind alle auf uns alleine geworfen und sind mit uns selber konfrontiert. Da ist es wunderbar, wenn wir den Zuspruch, den Gott uns gibt, auch körperlich spüren.

Ich biete auch Online-Kurse an, damit alle Menschen, die jetzt gerade in Quarantäne oder alleine unterwegs sind, die nicht Kurse besuchen können, zu Hause vor dem Bildschirm christliches Yoga praktizieren können. Da fangen gerade nächste Woche wieder neue Kurse an. Das kann man auf der Homepage nachlesen.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Eine Gruppe Menschen, die Yoga macht / © fizkes (shutterstock)
Eine Gruppe Menschen, die Yoga macht / © fizkes ( shutterstock )
Quelle:
DR