DOMRADIO.DE: Ihr Podcast heißt "Hauptsache nichts mit Menschen". Ich nehme an, das ist ironisch gemeint?
Franziska Sommer (Podcasterin, youngcaritas im Caritasverband Hagen): Es ist sehr ironisch gemeint. Es soll eine Anspielung auf das Lied der Gruppe Deichkind sein und wir wollen damit ein bisschen provokant und humorvoll ins Thema einsteigen. Als letzten Satz haben wir immer die Frage: Was ist denn die Hauptsache von unserer jeweiligen Besucherin oder unserem jeweiligen Besucher.
DOMRADIO.DE: Sie machen das seit ungefähr einem Jahr und sprechen mit ganz unterschiedlichen Ehrenamtlern aus der ganzen Republik. Was für Aktionen stellen Sie da zum Beispiel vor?
Sommer: Es ist wirklich komplett unterschiedlich. Wir haben mit unseren youngcaritas-Akteuren gestartet, also Menschen, die sich bei youngcaritas engagieren. Aber wir haben alles. Von einer Frau die "Warm durch die Nacht" gemacht hat, ein Projekt zum ehrenamtlichen Engagement mit Obdachlosen, bis hin zu einem Mann der Hilfstransporte nach Griechenland organisiert hat. Oder auch U25, einen Telefonberatung für Jugendliche unter 25. Das sind sehr unterschiedliche Projekte und wir freuen uns immer über ganz neue Menschen, die ihr Ehrenamt vorstellen.
DOMRADIO.DE: Gibt es eine Folge, einen Menschen, einen Ehrenamtler, der Ihnen persönlich ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Sommer: Das Projekt U25. Die Ehrenamtlerin war selbst unter 25 und hilft Jugendlichen, die sich gerade in Not befinden, die nicht so ganz wissen, wo sie mit ihrem Leben noch hingehen möchten. Es geht dabei um suizidale Schwierigkeiten. Das fand ich toll, wie viel Zeit diese Ehrenamtliche investiert, um andere Jugendliche zu unterstützen.
DOMRADIO.DE: Sie machen den Podcast zusammen mit ihrer Kollegin Kristina Sobiech. Wie sind Sie beide auf die Idee gekommen, diesen Podcast zu machen?
Sommer: Es war nicht direkt eine Schnapsidee, aber wir waren zusammen im Auto auf dem Weg zu einem Akteuri-Treffen in Paderborn. Wir mögen beide leidenschaftlich gerne Podcast und wir arbeiten mit vielen jungen Ehrenamtlichen, die großartige Geschichten erzählen und über ihr Engagement berichten. Wir haben uns überlegt, da gibt es noch nichts und das fänden wir spannend. Wir hatten einfach das Glück, dass unsere Vorstände und auch das Erzbistum Paderborn die Möglichkeit hatten, zu sagen: Wir machen das und wir würden euch finanziell erst mal unterstützen.
DOMRADIO.DE: Beim Ehrenamt geht es eigentlich um die gute Tat, ums Machen. Warum ist das trotzdem wichtig, übers Ehrenamt zu sprechen?
Sommer: Weil es leider ganz oft im Ehrenamt so ist: Man macht etwas, aber man spricht nicht darüber. Und dadurch erfahren es andere Leute einfach nicht. Darum finden wir, ist es so wichtig, dass man denen eine Stimme gibt, dass man Scheinwerfer setzt auf diese großartigen Dinge, die die Menschen einfach machen.
DOMRADIO.DE: Wenn jetzt Menschen sage: Eigentlich habe ich auch ein bisschen Zeit und könnte die ganz gut ein bisschen für andere investieren, was Gutes tun. Was raten Sie, wie sollten diese Menschen vorgehen, um das Richtige für sich zu finden?
Sommer: Sie können erstmal im Internet suchen, da findet man mittlerweile sehr viel. Sie können sich auch gerne an die jeweiligen Verbände richten. Oder uns abonnieren, bei unserem Podcast gucken oder bei Instagram. Da findet man auch super viel. Und da einfach zu gucken, was passt zu mir. Auch das finde ich sehr wichtig - und das merken wir bei unserem Podcast Ehrenamt ist nicht mehr das klassische "alte Ehrenamt".
Es ist völlig cool, wenn man sich für eine Aktion - zum Beispiel "Warm durch die Nacht" heute Nachmittag engagieren möchte und dafür Zeit hat. Heißt dadurch aber nicht, dass ich das die nächsten drei Monate auch noch machen muss. Und das ist gerade dieses Neue an dem Ehrenamt, was wir auch versuchen im Podcast zu zeigen. Ich finde es großartig, wenn sich jemand heute für dieses eine Projekt engagiert, weil er da gerade Lust zu hat. Und das heißt nicht, dass es die nächsten drei Jahre machen muss.
DOMRADIO.DE: Auch im Ehrenamt ist das Prinzip Flexibilität angesagt.
Sommer: Definitiv. Und auch immer wieder möglich.
Das Interview führte Hilde Regeniter.