missio Aachen stiftet Preis für visionäre Frauen der Kirche

Einsatz für eine befreiende Kirche

Pauline Jaricot hat sich schon vor 200 Jahren für Menschen in Afrika und Asien eingesetzt. Anlässlich ihrer Seligsprechung stiftet das Hilfswerk missio einen Preis für visionäre Frauen in der Kirche. Dotiert ist die Auszeichnung mit 5.000 Euro.

Ordensfrauen im Gebet / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Ordensfrauen im Gebet / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

DOMRADIO.DE: Der Präsident von missio, Dirk Bingener, hat gesagt: "Der Preis geht an Frauen, die in ihrer Heimat selbstbewusst zukunftsweisende Ansätze für eine befreiende Kirche leben." Was soll das denn sein, eine befreiende Kirche?

Johannes Seibel (Pressesprecher von missio Aachen): Man kann sich das so vorstellen, dass diese Frauen in Afrika, Asien und Ozeanien, die wir suchen, andere Menschen so unterstützen, dass sie ihre Fähigkeiten entwickeln können, um selbstbestimmt ihr Leben zu führen.

Ein Beispiel: Wenn Ordensfrauen junge Mädchen und Jungen auf Schulen so erziehen, dass sie dann selbstständig einen Beruf ergreifen können, selbstständig ihr Leben gestalten können, dann ist das eine befreiende Kirche. Oder wenn zum Beispiel Kinder in Kinderarbeit in Indien auf Kohlefeldern schuften müssen und Ordensfrauen und andere Frauen ihnen helfen, aus dieser Situation herauszukommen, dann ist das eine befreiende Kirchen.

DOMRADIO.DE: Der Preis soll im Oktober erstmalig verliehen werden. Wie sehen diese visionären Ansätze jetzt schon aus?

Seibel: Wir unterstützen in Afrika, Asien und Ozeanien Fraueninitiativen. Wir unterstützen Orden, die in den Diözesen eigene Projekte aufbauen. Vor Ort sieht man, wo die größte Not ist und wie wir langfristig und nachhaltig diese Not lindern, wie wir das ändern können. Genau diese Frauen und Ordensfrauen, diese ehrenamtlich tätigen Frauen oder andere Frauen, suchen wir.

Oft machen wir die Erfahrung, dass Kirchengemeinden in Deutschland, Verbände oder andere kirchliche Initiativen solche Frauen schon kennen, sie unterstützen und mit ihnen auch permanent im Gespräch sind. Beides wollen wir mit diesem Preis herausstellen - also die Ordensfrauen, die Orden, die Laien, andere Frauen, Frauen, die in Traumazentren arbeiten oder die andere Projekte auf die Beine stellen und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer in Deutschland.

DOMRADIO.DE: Machen wir es mal konkret. Läuft das so, dass zum Beispiel die Dominikanerinnen aus Koblenz eine Mitschwester, eine Dominikanerin in Kapstadt vorschlagen?

Seibel: Ja, so kann das laufen. Oder eine Kirchengemeinde, eine Eine-Welt-Gruppe, die mit einer Ordensschwester oder mit einer Fraueninitiative in Afrika oder Asien zusammenarbeitet, meinetwegen in Nigeria und die schon seit Jahren unterstützt, kann auch diese Initiative oder diese Frauen vorschlagen. Oder auch Jugendgruppen, Verbände - jeder, der in der weltkirchlichen Arbeit unterwegs ist, dort Frauen kennt, die eine tolle Arbeit machen im globalen Süden, kann diese Frauen bei missio vorschlagen. Die vorschlagende Gruppe muss allerdings aus Deutschland kommen.

DOMRADIO.DE: Warum beschränken Sie den Preis auf Frauen? Es gibt bestimmt auch viele Männer in diesen Ländern, die sich entsprechend engagieren.

Seibel: Das hängt mit der Preisträgerin Pauline Jaricot zusammen, die in diesem Jahr seliggesprochen wird. Wir nennen diese Aktion auch "Wir suchen Paulines Schwestern". Das heißt, wir suchen solche Frauen, die wie Pauline Jaricot im 19. Jahrhundert, heute neue Methoden entwickeln, um anderen Menschen zu helfen, die auch über Grenzen hinweg gehen, sich gegen Widerstände durchsetzen. Deshalb suchen wir Frauen.

Das hat zum einen mit der Namensgeberin Pauline Jaricot zu tun, die wir damit auszeichnen möchten. Und das andere ist, dass auch in unserer Projektarbeit die Förderung von Frauen in Zukunft eine immer stärkere Bedeutung einnehmen wird, weil die Frauen in Afrika, in Asien, in Ozeanien dort auch in der Kirche mittlerweile die maßgeblich treibenden Kräfte sind, aber auch noch viele Schwierigkeiten zu überwinden haben.

DOMRADIO.DE: Angenommen, eine Kirchengemeinde sagt jetzt: Die Schwester Mary in Daressalam, Tansania, passt genau auf die Anforderungen ihres Preises. Die kennen wir, mit der arbeiten wir zusammen. Was ist dann für diese Kirchengemeinde zu tun?

Seibel: Die Kirchengemeinde kann auf unsere Homepage www.missio-hilft.de gehen. Dort sind die Teilnahmebedingungen eingestellt, die kann man sich auch herunterladen und dann kann man den Antrag, das Exposé - so ungefähr eine DIN A4-Seite - bis zum 31. Mai an missio Aachen schicken.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Johannes Seibel, missio-Pressesprecher / © privat
Johannes Seibel, missio-Pressesprecher / © privat

Ordensfrau vor der Kirche Sainte-Anne de Kassai in Bangui (Zentralafrikanische Republik) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Ordensfrau vor der Kirche Sainte-Anne de Kassai in Bangui (Zentralafrikanische Republik) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Eine Ordensfrau im Gottesdienst in Ghana / © James Dalrymple (shutterstock)
Eine Ordensfrau im Gottesdienst in Ghana / © James Dalrymple ( shutterstock )
Quelle:
DR
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