Voderholzer für Missbrauchs-Aufarbeitung durch den Staat

"Blitzableiter, auf dem alles abgeladen wird"

Nach Bischof Jung hat sich auch der Regensburger Bischof Voderholzer positiv zu einer staatlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch geäußert. Benedikt müsse allerdings derzeit als "Sündenbock" herhalten, kritisierte Voderholzer.

Bischof Voderholzer mit Benedikt XVI. bei einem frühreren Treffen / © Jakob Schötz
Bischof Voderholzer mit Benedikt XVI. bei einem frühreren Treffen / © Jakob Schötz
Bischof Rudolf Voderholzer / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zu einer möglichen staatlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch sagte der Regensburge Oberhirte: "Nur wenn es dazu kommt, wird deutlich werden, dass dort die Hausaufgaben noch lange nicht gemacht sind", so Voderholzer am Sonntagabend in Regensburg. Im Vergleich zum Schulwesen oder dem Sport sei die Kirche "meilenweit voraus".

Benedikt als Sündenbock

Mit Blick auf die Debatte über das Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising erklärte der Bischof: "Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Kirche, und noch einmal personalisiert, Papst Benedikt, zum Sündenbock für ein gesamtgesellschaftliches Problem gemacht wird, ein Blitzableiter, auf dem alles abgeladen wird, damit man sich ansonsten nicht mehr damit befassen muss."

Die Erklärung von Benedikt XVI. zum Münchner Gutachten

In einer Stellungnahme hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. Anfang vergangenen Jahres eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die von seinem Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, gegenüber KNA abgegebene Stellungnahme in vollem Wortlaut:

Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL ( KNA )

Voderholzer fügte hinzu, es falle ihm schwer, "hinter dem Zeitpunkt der Veröffentlichung, der medialen Vorbereitung und der inhaltlichen Ausrichtung nicht einen weiteren Akt der Instrumentalisierung des Missbrauchs zu sehen". Die Empörung über den Missbrauch sei "das Feuer, auf dem die Suppe des Synodalen Weges gekocht wird". Der Reformdialog geht mit der dritten Synodalversammlung vom 3. bis 5. Februar in seine nächste Runde.

Kirche bei der Prävention und Aufarbeitung ganz vorne?

"Was dabei übersehen oder bewusst verschwiegen wird, ist, dass es 'die von alten zölibatären Männern geleitete Kirche' bei der Prävention, der Aufklärung und Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von allen Institutionen am weitesten gebracht hat - trotz aller Versäumnisse und Schwächen, die ich nicht übersehe", erklärte Voderholzer.

Quelle:
KNA