Bärbel Bas erinnerte: "Wir gedenken der Millionen Menschen, die verfolgt, beraubt, gedemütigt, entrechtet, gequält, dem Tode preisgegeben wurden. Weil sie anders dachten, anders glaubten, anders liebten oder weil ihr Leben den Nationalsozialisten als 'unwert' galt."
Der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy mahnte in der Gedenkstunde im Bundestag, als Lehre aus der Geschichte die Demokratie zu verteidigen und die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten. Dabei forderte er, das Gedenken nicht auf Zahlen zu reduzieren, sondern hinter ihnen jeweils eine Lebensgeschichte zu sehen.
In der Gedenkstunde berichtete die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher über ihr Schicksal. Sie habe die "grauenhafte Zeit des Schreckens und Judenhasses noch in Erinnerung". Leider sei dieser Krebs wieder erwacht, so Auerbacher. In vielen Ländern - auch in Deutschland - sei der Judenhass wieder alltäglich geworden. Die Krankheit müsse so schnell wie möglich geheilt werden.
Jüdische Gemeinden fürchten um Sicherheit
Auch die Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch rief dazu auf, die Demokratie zu verteidigen und Rechten nicht das Feld zu überlassen.
Sie beobachte mit Sorge, dass jüdische Gemeinden um ihre Sicherheit fürchteten, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) im saarländischen Landtag. Jüdisches Leben sei in Deutschland nach dem Krieg zwar weiter gewachsen, aber der Judenhass sei schneller gewachsen als das jüdische Leben.
Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Axel Drecoll, würdigte in der "Jüdischen Allgemeinen" die Bedeutung von Zeitzeugen: "Es sind die Autorität der Persönlichkeit, die Ausstrahlung des selbst Erlebten und die Kraft der individuellen Erzählung, die die zutiefst inhumane, kaum fassbare Dimension der NS-Verbrechen biografisch verorten und fassbarer machen."
In Erinnerung halten
Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, rief auf Twitter zum Erinnern auf: "Es geht darum, wachzuhalten, warum Täter andere Menschen zu Opfern machten und deren Leid in Erinnerung zu halten." Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick betonte in einem Interview: "Gedenktage sind nötig für uns Menschen, damit wir menschlich bleiben."
Das Deutsche Institut für Menschenrechte forderte Staat und Gesellschaft auf, jeglicher Leugnung und Verharmlosung des Holocaust entschieden entgegenzutreten. Die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, sei Fundament des demokratischen Rechtsstaats, sagte die Direktorin des Instituts, Beate Rudolf. Auch der Sozialverband VdK verurteilte Vergleiche der aktuellen Lage in Deutschland mit der NS-Zeit.
Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, begrüßte die Vereinbarung im Koalitionsvertrag, die Opfer der "Euthanasie"-Morde und Zwangssterilisationen offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen, hieß es in Berlin.