Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) hat zum Auftakt ihrer Nahostreise die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem besucht. "Yad Vashem mahnt uns, die Stimme jener, die das Grauen selbst erlebt haben, zu hören und ihre Worte weiterzugeben", schrieb sie in das Gästebuch der Stätte. Es sei die unbedingte Verpflichtung gerade der jüngeren Generation, die Erinnerung wachzuhalten.
Stimme erheben gegen Antisemitismus
Als Mutter zweier Töchter stocke ihr der Atem beim Gedanken an die Millionen ermordeten jüdischen Kinder. Aber gerade dieses Verstummen dürfe nicht geschehen. "Es ist unsere Verantwortung, unsere Stimmen zu erheben - gegen Antisemitismus, gegen Hass und Hetze, gegen Ausgrenzung und Gewalt", so Baerbocks Eintrag in das Gästebuch. Ein solches Menschheitsverbrechen dürfe sich nie wiederholen, "damit die Kinder dieser Erde alle eine Zukunft haben".
Begleitet durch den stellvertretenden israelischen Außenminister Idan Roll, den Sonderberater des Vorsitzenden der israelischen Gedenkstätte Yossi Gevir sowie den Leiter der Internationalen Abteilung von Yad Vashem, Chaim Gertner, besuchte Baerbock zunächst die Ausstellung der Gedenkstätte und die "Halle der Namen". Bei einer Gedenkfeier in der "Halle der Erinnerung" legte die Außenministerin in Gedenken an die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocausts einen Kranz nieder und trug sich anschließend in das Gästebuch ein.
Weiterreise in palästinensiche Gebiete
Baerbock war am Mittwochabend zum Auftakt ihres Nahostbesuchs nach Israel gereist. Am Abend traf sie in Jerusalem Vertreter verschiedener privater Organisationen. Im Anschluss an den Besuch in Yad Vashem wird Baerbock mit ihrem israelischen Amtskollegen Yair Lapid zusammenkommen, bevor sie Ministerpräsident Naftali Bennett trifft. Anschließend reist Baerbock in die palästinensischen Gebiete, wo sie den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und Außenminister Rijad al-Maliki treffen wird. Weitere Stationen ihrer bis Samstag dauernden Reise sind Jordanien, wo Baerbock ein palästinensisches Flüchtlingslager besuchen wird, sowie Ägypten.
Israel sei ganz bewusst die erste Station ihrer Nahostreise, erklärte Baerbock vor ihrer Abreise. Deutschland stehe zu seiner historischen Verantwortung. Sie wolle sich unter anderem über den Stand im Nahost-Friedensprozess informieren. Auch über eine verstärkte Zusammenarbeit etwa im Bereich Klimaschutz wolle sie sprechen.