DOMRADIO.DE: Warum haben Sie nach den Tagebüchern von Weihbischof Angerhausen gesucht?
Miriam Niekämper (Doktorandin, forscht zur Geschichte des Bistums Essen): Ich schreibe meine Doktorarbeit über die Theologie der "Kirche der Armen", einer internationalen Bischofsgruppe, die sich auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegründet hat und an der Julius Angerhausen maßgeblich beteiligt war. Und da wären natürlich die Tagebücher, gerade über diese Gründungszeit, eine sehr spannende Quelle für mich.
DOMRADIO.DE: Wie sind Sie auf die Dias gestoßen?
Niekämper: Am Ende waren wir bei einem ehemaligen Domsakristan vom Bistum Essen, der viel mit Angerhausen zusammengearbeitet hat und die Notizbücher hatte. Es gab einen Hinweis auf fünf Notizbücher "Zweites Vatikanum", die aber gar keine Tagebücher waren, sondern Erläuterungen zu den Konzilsdias von Angerhausen.
DOMRADIO.DE: Was sind denn besonders interessante Aufnahmen, die Angerhausen gemacht hat?
Niekämper: Die Fotos sind an sich dadurch sehr besonders, dass es eben keine offiziellen Konzilsfotos sind, sondern die eines Konzilsteilnehmers. Das heißt, sie zeigen eher den Konzilsalltag aus einer anderen Perspektive - eher die menschliche Seite des Konzils.
DOMRADIO.DE: Ist dieser Fund aus Ihrer Sicht eine Sensation?
Niekämper: Sensation ist vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen, aber es ist auf jeden Fall eine ungewöhnliche Quelle und deshalb auch etwas Besonderes. Und für mich als diejenige, die sich mit dieser Fraternität auseinandersetzt, auf jeden Fall dadurch sehr interessant, dass es eben Fotos von dieser Fraternität gibt, die es sonst nirgendwo gibt.
DOMRADIO.DE: Was fangen Sie jetzt mit diesen Dias an?
Niekämper: Ich werde die Fotos und die Erläuterungen für meine Arbeit auswerten und vor allem da dann sehen, welchen Blick eigentlich Angerhausen auf das Konzil hat. Was möchte er davon zu Hause im Bistum vermitteln, was er vom Konzil erlebt hat und was möchte er den Menschen in Essen mitbringen.
DOMRADIO.DE: Die Tagebücher haben sie aber noch nicht gefunden. Geht da die Suche weiter?
Niekämper: Ich gehe schon sehr davon aus, dass es in irgendeiner Form Tagebücher oder Notizbücher vom Konzil gegeben haben muss, weil auf irgendeiner Basis muss Angerhausen ja auch diese Vorträge gemacht haben. Aber es gibt natürlich jetzt überhaupt keine Anhaltspunkte mehr. Also überall da, wo ich Tagebücher vermuten würde, habe ich natürlich bisher schon nachgefragt. Wenn sie nicht jemand zufällig noch auf seinem Dachboden findet, dann werde ich mich wohl damit zufriedengeben müssen.
Das Interview führte Julia Reck.