Misereor-Mitarbeitende fordern Reformen in der Kirche

Sorge und Zorn

In einem Offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz fordern zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des katholischen Werks Misereor "tiefgreifende systemische Veränderungen" in der katholischen Kirche in Deutschland.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das von 250 Mitarbeitenden der Organisation mitgetragene Schreiben wurde am Freitag auf der Homepage von Misereor veröffentlicht.

Kritik an Missachtung von Menschenrechten

In dem Brief drücken die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner Sorge und Zorn aus. Die Kirche habe Strukturen und Systeme geschaffen, "die dazu führen, dass Menschen in Angst und mit traumatischen Erfahrungen leben müssen. Eben jene universell gültigen Menschenrechte, die für unsere Arbeit mit Partnerorganisationen weltweit so grundlegend sind, werden in vielfältiger Weise durch die römisch-katholische Kirche missachtet und verletzt. Ungerechtigkeit und Missbrauch werden durch systemische Bedingungen begünstigt. Und wir erkennen keine überzeugenden Ansätze, daran nachhaltig etwas zu ändern oder begangene Verbrechen restlos aufzuklären".

Weiter heißt es: "Als Mitarbeiter*innen einer Organisation, die Teil dieser Kirche ist, können und wollen wir nicht dazu schweigen. Unser christliches Selbstverständnis und unser Auftrag bei Misereor verpflichtet uns dazu, den Mächtigen ins Gewissen zu reden und strukturelle Ungerechtigkeiten sowie Machtmissbrauch zu verurteilen. Seien diese nun in weltlichen oder in kirchlichen Bereichen zu finden."

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Welche Erwartungen werden formuliert?

Kirche solle ein Ort des gegenseitigen Respekts, der Sicherheit, Geborgenheit und der gelebten Nächstenliebe für alle Menschen sein und keine Institution, die sich immer weiter verschließe, vertusche, ausgrenze, verletze und nur den eigenen Machterhalt im Sinn habe.

Der Brief formuliert konkrete Erwartungen an Reformen in der Kirche: Dazu gehört eine externe, staatliche Untersuchung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und deren staatliche Verfolgung. Notwendig sei überdies das aktive Eintreten für eine Kultur des Hinsehens und Zuhörens sowie die strukturelle Verankerung von unabhängigen Melde- und Unterstützungsverfahren bei sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche.

Abschließend heißt es: "Wir begrüßen die Beschlüsse der dritten Vollversammlung des Synodalen Weges in Bezug auf die Aufhebung des Pflichtzölibats, die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, zur Segnung schwuler und lesbischer Paare sowie zur Beendigung der Sanktionen für kirchliche Angestellte, die geschieden oder homosexuell verheiratet sind".

 

Quelle:
KNA
Mehr zum Thema