Förderverein Berliner Schloss kritisiert geplante Infotafel

Weder Provokation noch Herrschaftsanspruch

In der Debatte über Kuppelkreuz und Bibel-Inschrift auf dem Berliner Humboldt Forum hat der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss, Richard Schröder, vor Fehlinformationen gewarnt, die historisch nicht tragbar sind.

Autor/in:
Lukas Philippi
Zankapfel: Das Kreuz auf der Kuppel des Berliner Schlosses / © Rolf Zoellner (epd)
Zankapfel: Das Kreuz auf der Kuppel des Berliner Schlosses / © Rolf Zoellner ( epd )
Prof. Dr. Richard Schröder / © Andreas Schoelzel (epd)
Prof. Dr. Richard Schröder / © Andreas Schoelzel ( epd )

Die geplante Informationstafel auf der Besucherterrasse des Humboldt Forums liefere "eine klassenkämpferische Deutung" der Kuppel, die einer kritischen Überprüfung nicht standhalte, sagte Schröder in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bibelzitate und Kuppelkreuz erklärten sich daraus, dass sich Friedrich Wilhelm IV. dort eine neue Schlosskapelle errichten ließ. Die Aufschrift auf der geplanten Infotafel, nach der der Mitte des 19. Jahrhunderts im Schloss errichtete Sakralraum eine Absage an die bürgerlichen Forderung nach einer Verfassung gewesen sei, sei falsch. "Dieser Zusammenhang ist frei erfunden", so Schröder.

Bezugskirche für "Thron und Altar" war Berliner Dom

"Dieser Kapellenbau begann bereits vier Jahre vor dem Revolutionsjahr 1848. Der König hat dort seinen persönlichen religiösen und ästhetischen Auffassungen Ausdruck verliehen", betonte der 78-jährige Theologe und Philosoph.

Die Bezugskirche für den König als oberster Bischof seiner Landeskirche und die problematische Verbindung von "Thron und Altar" sei der Berliner Dom gegenüber gewesen und nicht die Schlosskapelle. Das Berliner Schloss habe, "wie wohl alle Burgen und Schlösser, immer eine Kapelle, als privaten Andachtsraum des Schlossherrn" gehabt.

Schröder ist emeritierter Theologieprofessor der Berliner Humboldt Universität und war 1990 SPD-Fraktionsvorsitzender in der freigewählten DDR-Volkskammer.

Das wieder aufgebaute Berliner Schloss / © Plam Petrov (shutterstock)
Das wieder aufgebaute Berliner Schloss / © Plam Petrov ( shutterstock )

Die bronzene Informationstafel, die voraussichtlich noch im Frühjahr errichtet werden soll, dient laut Humboldt Forum zur "Kontextualisierung" und historischen Einordnung der umstrittenen Bibelzitate und des Kuppelkreuzes.

Auch heute sei die detailgetreue Rekonstruierung der Kuppel umstritten, heißt es im Entwurfstext für das Bronzerelief: "Der König behauptete mit der Inschrift einen Alleingültigkeits-und Herrschaftsanspruch des Christentums. Davon distanzieren sich alle Institutionen im Humboldt Forum ausdrücklich."

Sie verstünden die Kuppel als bauhistorisches Zitat im Rahmen der Schlossrekonstruktion. "Sie erkennen aber auch deren gesellschaftliche Problematik und werden sich mit dieser in ihrer Programmarbeit kritisch auseinandersetzen", heißt es weiter.

Prof. Dr. theol. habil. Dr. h. c. Richard Schröder

"Gott habe den am Kreuz erniedrigten Jesus zum Herrn des Kosmos erhöht, vor dem sich aller Knie beugen. Das heißt: auch die des Königs. Er verstand sich tatsächlich als rechenschaftspflichtig gegenüber Gott."

Keine Aufforderung zur Unterwerfung Ungläubiger

Schröder kritisierte weiter, dass auf der Infotafel die aus Bibelzitaten bestehe Kuppelinschrift als "Provokation" der Toten der 1848-er Revolution gewertet werden: "Die Fachliteratur weiß nichts davon, dass die Inschrift damals als Provokation verstanden wurde." Auch dem vermeintlichen "Herrschaftsanspruch des Christentums", der aus einem Bibelzitat zu lesen sei, widersprach Schröder. Das Neue Testament kenne keine Weltherrschaftsermächtigung für Christen und auch keine Aufforderung zur Unterwerfung Ungläubiger: "Es kennt nur einen Missionsbefehl, durchs Wort, nicht durch Gewalt."

Der zweite Teil der Kuppel-Inschrift stammt aus dem Philipper-Brief (2,10) und lautet: "Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind." Laut Schröder besagt die Bibelstelle: "Gott habe den am Kreuz erniedrigten Jesus zum Herrn des Kosmos erhöht, vor dem sich aller Knie beugen. Das heißt: auch die des Königs. Er verstand sich tatsächlich als rechenschaftspflichtig gegenüber Gott."

Quelle:
epd
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