Ukrainische Kirche sorgt sich um getötete russische Soldaten

Mehr als 4.000 russische Soldaten getötet

Ukrainische Kirchenführer zeigen sich besorgt um die Leichen russischer Soldaten, die bei der Invasion in der Ukraine getötet wurden. Die Kirchen haben ein Projekt zur Rückführung der Körper gestartet.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Sarg im Leichenwagen  / © P.Razzo (KNA)
Sarg im Leichenwagen / © P.Razzo ( KNA )

Der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk stellte am Montag ein Hotline-Projekt vor, bei dem betroffene russische Familien im Notfall um Hilfe bitten könnten. Dies sei ein Beitrag zur Verständigung, so der Vertreter der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine.

Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk (dpa)
Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk / ( dpa )

Der ukrainisch-orthodoxe Metropolit Epiphanius hatte bereits am Sonntag an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., appelliert, "Ihren Mitbürgern und Ihrer Herde... Barmherzigkeit" zu erweisen: "Wenn Sie Ihre Stimme gegen die Aggression nicht erheben können, nehmen Sie zumindest die Leichen russischer Soldaten, deren Leben zum Preis für die Ideen der 'russischen Welt' geworden sind - Ihres und Ihres Präsidenten", so das Oberhaupt der Ende 2018 gegründeten eigenständigen ukrainisch-orthodoxen Kirche.

Verwandte und Freunde sollen sie beerdigen können

"Wir sprechen von mehr als 3.000 russischen Soldaten, deren Leichen auf dem Boden der Ukraine liegen", so Epiphanius. "Die Führung unseres Landes hat bereits an das Internationale Rote Kreuz appelliert, die Rückkehr der Leichen des russischen Militärs in ihre Heimat zu erleichtern, damit Verwandte und Freunde sich von ihnen verabschieden und sie beerdigen können." Laut ukrainischen Angaben wurden bislang mehr als 4.000 russische Soldaten getötet.

Griechisch-katholische Kirche der Ukraine

Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikan weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Ihr Oberhaupt ist Großerzbischof von Kiew-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk (51).

Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Infolge des von der Führung Ihres Landes entfesselten Krieges leiden Millionen von Menschen, Hunderttausende von Kindern, Frauen und älteren Menschen sind gezwungen, einen sichereren Ort zu suchen und ihre Häuser zu verlassen", kritisierte Epiphanius. "Jeden Tag werden unsere Mitbürger gezwungen, stundenlang Schutz zu suchen, während russische Truppen unsere Städte beschießen. Soldaten und Zivilisten sterben."

Leider sei aus öffentlichen Äußerungen des russisch-orthodoxen Patriarchen deutlich geworden, "dass es Ihnen viel wichtiger ist, das Wohlwollen Putins und der Führung der Russischen Föderation aufrechtzuerhalten, als sich um die Menschen in der Ukraine zu kümmern, von denen einige Sie vor dem Krieg als ihren Hirten betrachteten", so der ukrainische Kirchenführer. "Daher macht es kaum Sinn, Sie zu bitten, etwas Effektives zu tun, um Russlands Aggression gegen die Ukraine sofort zu stoppen", so sein bitteres Fazit.

Wer Kinder oder Ehepartner sucht, soll anrufen

Großerzbischof Schewtuschuk erklärte mit Blick auf das Hotline-Projekt weiter: "Wenn jemand aus Russland den Kontakt zu seinen Kindern oder zum Ehepartner verloren hat, die zum Töten in die Ukraine geschickt wurden, soll er diese Nummer wählen." Gegebenenfalls werde man helfen, die Leichen zu finden und sie den Familien zu übergeben. "Mögen Dialog und Diplomatie den Krieg besiegen", betonte der Geistliche.

In seiner Rede dankte er Papst Franziskus für dessen erneuten Friedensappell vom Sonntag. Wer einen Krieg gegen andere Nationen beginne, schade letztlich seinem eigenen Volk. Dies habe der Papst einmal mehr zum Ausdruck gebracht, so der Großerzbischof.

Quelle:
KNA