Ökumeniker fordert Auschluss Russlands aus Weltkirchenrat

Aus "falschem Traum" erwachen

Ein Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem Weltkirchenrat könne der Kirche helfen aus einem "falschen Traum" zu erwachen, meint Ökumeniker Pavel Cerny. Ein Verbleib im Weltkirchenrat findet er aktuell unmöglich.

Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. und Wladimir Putin beim Ostergottesdienst 2015 / © Natalia Gileva ( KNA )

Der bekannte tschechische Ökumeniker Pavel Cerny fordert angesichts der Haltung der russisch-orthodoxen Kirche zum Krieg gegen die Ukraine deren Ausschluss aus dem Weltkirchenrat (ÖRK). Die russische Orthodoxie sei wie in der Zeit des Kommunismus "in der Ökumene weiterhin sehr einflussreich", und man müsse ihr "oft nachgeben", so Cerny, der von 1997 bis 2005 Vize- sowie von 2005 bis 2009 Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Tschechien war.

Patriarch Kyrill I. glaube so wie Russlands Präsident Wladimir Putin an eine "abermalige Verbindung von Thron und Altar", erklärte der emeritierte Vorsitzende der Tschechischen Brüderkirche (Cirkev bratrska). Im russisch-ukrainischen Krieg zeige sich dieses "grauenhafte Bündnis in seiner ganzen Nacktheit".

"Schließt Sie aus!"

Die russisch-orthodoxe Kirche wolle die ukrainisch-orthodoxe Kirche, deren Selbstständigkeit 2019 vom Ökumenischen Patriarchen anerkannt wurde, "wieder verschlingen", so Cerny weiter. Kyrill I. werde "von verschiedenen Seiten aufgefordert, gegen die aggressive Invasion russischer Truppen in der Ukraine aufzutreten". Bis dato habe er dies jedoch unterlassen und erwecke den Eindruck, "als Kirchenoberhaupt mit dem wahnsinnigen Präsidenten Putin übereinzustimmen".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

In dieser Situation sei es "nicht möglich", dass die russisch-orthodoxe Kirche weiter Mitglied des Weltkirchenrates bleibt. "Schließt sie aus deren Strukturen aus!", so Cerny in seinem Aufruf an die vier im ÖRK vertretenen tschechischen Kirchen, darunter die evangelische Kirche der Böhmischen Brüder und die tschechoslowakische hussitische Kirche.

Es sei "nötig, dass die orthodoxe Kirche in Russland eine Rückkoppelung erhält, damit sie aus einem falschen Traum erwachen kann und nicht dauerhaft eine Mitschuldige an der größten kriegerischen und humanitären Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg bleibt".

Unterwanderung durch den KGB

In der Einleitung zu seinem über das Portal www.christnet.eu publizierten Aufruf skizziert Czerny die systematische Unterwanderung des Weltkirchenrates durch den KGB. Der 1978 in Anwesenheit von Papst Johannes Paul I. gestorbene Erzbischof Nikodim sei einer der in den ÖRK eingeschleusten Spione gewesen.

In Tschechien habe sich die von dem evangelischen Theologen Josef Lukl Hromadka (1889-1969) gegründete "Christliche Friedenskonferenz" zusammen mit der katholischen Bewegung "Pacem in terris" an der einseitigen Ausrichtung der ökumenischen Aktivitäten beteiligt.

Weltkirchenrat

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), auch Weltkirchenrat genannt, gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in rund 140 Ländern an. Sie repräsentieren weltweit mehr als 500 Millionen Christen. Der Weltbund wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet. Er hat seinen Sitz in Genf.

Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels (KNA)
Kapelle des Weltkirchenrats / © Bernhard Raspels ( KNA )
Quelle:
KNA