In seiner Predigt zum Sonntagsevangelium teilt Generalvikar Hofmann den Text in drei Teile ein: Jesus und die Menge, Jesus und die Ehebrecherin, Jesus und wir.
Der Text berichte, wie die Pharisäer Jesus auf die Probe und damit in ein Dilemma führen wollen: Entweder bestätige Jesus, dass die Ehebrecherin zu steinigen sei. Dann wären seine Worte über Güte und Barmherzigkeit eine Heuchelei. Oder er setze das Gesetz außer Kraft. Dann gebe es einen Grund, ihn als Gesetzesloser anzuklagen.
Doch Jesus "lässt sich nicht aus der Ruhe bringen", fasst Generalvikar Hofmann zusammen. Er sage nur diesen einen Satz: "Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein". Dann schreibe er in den Sand. Was er schreibt, werde nicht berichtet. Jedoch falle auf, dass er es zweimal tut. Generalvikar Hofmann sieht hier eine Verbindung zu einer Stelle in Jeremia, in der es heißt: "Die sich von dir abwenden Herr, werden in den Staub geschrieben". Jesus überführe damit die männlichen Ankläger der Frau als die Schuldigen.
Jesus sieht das Gute
In einer zweiten Szene sei Jesus mit der Frau allein. Als diese auf seine Frage "Hat dich keiner verurteilt?" verneint, antwortet er ihr: "Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr". Jesus sage damit keineswegs, dass die Sünde ein Kavaliersdelikt sei.
Er wisse "um die Ungeheuerlichkeit der Sünde", weil er sie bald am eigenen Leib erfahren werde, so Hofmann. Doch er sehe in der Frau auch ihre Würde und "den Rest an Gutem". Und: "Wegen dieses Restes an Gutem rettet er sie vor dem Untergang".
Auf üble Nachrede und Kritik verzichten
Jesu Verhalten brandmarke die Haltung des neugierigen Schnüfflers, "der die Fehler und Vergehen anderer ohne Not aufdeckt". Das heutige Evangelium treffe etwas, was auch wir alle gehen. Auch heute noch stünden wir in der Gefahr, durch üble Nachrede und zerstörende Kritik mit Schmutz nach anderen zu werfen. Jesus gebe uns jedoch ein gutes Heilmittel an die Hand – die Reue.
Generalvikar Hofmann regt an, in diesen Tagen eine ausführliche Gewissenserforschung zu halten, sich mit den Augen Gottes zu betrachten, denen nichts verborgen sei und Gott um Verzeihung zu bitten. "Wer dies wagt, bekommt wie die Frau im Evangelium eine neue Perspektive", betont Hofmann. Er bekomme Mut und Trost zugesprochen und erhalte neuen Schwung und "die Freiheit eines neuen Anfangs". "Zu jedem möchte er die tröstenden Worte zusprechen 'Geh hin in Frieden und sündige von jetzt an nicht mehr", schließt Domkapitular Hofmann seine Predigt.
Gottesdienst in lateinischer Sprache
Die Liturgie wurde - wie an jedem ersten Sonntag im Monat im Kölner Dom üblich - teilweise in lateinischer Sprache gefeiert. Die musikalische Gestaltung übernahm der Mädchenchor am Kölner Dom.