Militärbischof verteidigt Erhöhung des Wehretats

Nicht gegen Sozialausgaben aufwiegen

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat Mehrausgaben für Rüstungsprojekte der Bundeswehr vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges verteidigt. Doch man dürfe wichtige Sozialausgaben nicht vernachlässigen.

Zwei Gewehre neben einer Weste auf einem Stuhl / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Zwei Gewehre neben einer Weste auf einem Stuhl / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

In der veränderten sicherheitspolitischen Situation sei es geboten, "die Soldatinnen und Soldaten der Deutschen Bundeswehr für ihren verantwortungsvollen Dienst bestmöglich auszustatten", sagte der Essener Bischof der "Kölnischen Rundschau" in ihrer Freitagsausgabe.

Gleichzeitig warnte Overbeck davor, Rüstungsausgaben und Ausgaben zur Bekämpfung des Hungers in der Welt oder sozialer Probleme einander entgegenzustellen: "Hunger ist oft das Ergebnis von Kriegen. Frieden und Freiheit bildet die Grundlage für stabilen sozialen Zusammenhalt und für eine nachhaltige Entwicklungspolitik."

Militärbischof Franz-Josef Overbeck im Gespräch (Archiv) / © Dana Kim Hansen (KNA)
Militärbischof Franz-Josef Overbeck im Gespräch (Archiv) / © Dana Kim Hansen ( KNA )

Overbeck wiederholte zudem seine Sicht auf ein Selbstverteidigungsrecht der Ukraine, das auch mit der christlichen Friedensbotschaft übereinstimme. "Es kann sein, dass ein Soldat Gewalt anwenden muss, um Frieden zu stiften, womit eine unbezweifelbare Tragik verbunden ist."

Insofern seien auch Rüstungsexporte von Deutschland in die Ukraine legitim, sofern sie "dazu dienen, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann."

Oberstes Ziel muss Frieden bleiben

Allerdings müsse bei allen militärischen Antworten immer die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben, betonte Overbeck: "Oberstes Ziel muss es immer sein, Frieden zu stiften und den Krieg zu beenden - mit möglichst wenig Waffengewalt." Overbeck äußerte sich auch zur "moralischen Dilemmasitaution" der Gesellschaft, dem Leid der ukrainischen Bevölkerung zusehen zu müssen, ohne eingreifen zu können.

"Egal, wie man es gerade verantwortungsethisch abwägt: Wir können Leid und Tod nicht komplett verhindern - aber die Maxime muss sein, beides möglichst schnell zu beenden", erklärte der Bischof.

Das gelte insbesondere für Soldaten, deren Eingreifen eine Eskalation des Krieges zur Folge hätte. Diese könnte etwa durch einen Angriff auf Nato-Gebiet ausgelöst werden. Die Militärseelsorge biete an, über solche Themen vertrauensvoll ins Gespräch zu kommen, so Overbeck: "Wo die Soldatinnen und Soldaten sind, da sind wir!"

Friedensgebet für die Ukraine im Berliner Dom

Mit einem Friedensgebet im Berliner Dom wollen am Freitag Geistliche verschiedener Konfessionen an die Opfer des Ukraine-Kriegs erinnern und für ein Ende des Konflikts beten. Neben der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, werden dazu am Abend auch Vertreter ukrainischer und russischer Kirchen erwartet.

Berliner Dom / © frank_peters (shutterstock)
Quelle:
KNA