Das geht aus einer in Berlin veröffentlichten repräsentativen Studie hervor. Die Untersuchung wurde vom Evangelischen Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET) gemeinsam mit der Diakonie Deutschland und der Alice Salomon Hochschule (ASH Berlin) vorgelegt.
Für die Studie waren den Angaben zufolge 1.000 akut wohnungslose Erwachsene in 69 Einrichtungen der Diakonischen Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe in Deutschland befragt worden. Dazu gehörten ambulante Dienste, Beratungsstellen und Notübernachtungen.
Straßenwohnungslosigkeit ist existenzielle Armutssituation
Fast jeder neunte Befragte lebt demnach auf der Straße, in einem Zelt, Wohnmobil oder in einem Abrisshaus. Weniger als die Hälfte (45,5 Prozent) erhalte staatliche Sozialleistungen, 43,6 Prozent verfügten über kein Geld.
Straßenwohnungslosigkeit kann der Studie zufolge als existenzielle Armutssituation betrachtet werden, die sich gegenüber der ersten Untersuchung 2018 noch einmal verschlechtert hat. Grund sei die pandemiebedingte Verringerung von niedrigschwelligen Angeboten wie Tagesaufenthalten.
Der größte Teil der Befragten schätzte die eigene gesundheitliche Situation überwiegend als schlecht oder sehr schlecht ein (41,6 Prozent). Fast drei Fünftel (58,4 Prozent) erlebten in den vorangegangenen sechs Monaten mindestens einmal monatlich bedrohliche Situationen, hieß es weiter.
Eine der verletzlichsten Gesellschaftsgruppen
Besonders prekär sei die Situation von betroffenen EU-Bürgern, deren Einkommen sei durchweg niedriger als das von Deutschen. Sie leben demnach häufiger auf der Straße oder in Notübernachtungen, haben seltener Zugang zu medizinischer Versorgung und erleben mehr bedrohliche Situationen.
"Wohnungslose Menschen gehören zu den verletzlichsten Gruppen in unserer Gesellschaft", betonte EBET-Vorsitzende Jens Rannenberg. Das gelte besonders in Pandemiezeiten. Die Betroffenen brauchten daher "möglichst schnell eine Wohnung, einen dauerhaften, mietrechtlich abgesicherten Wohnraum".
"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Menschen ohne Wohnung massiv in ihren Grundrechten eingeschränkt leben", erklärte Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik Diakonie Deutschland. Sie plädierte für eine Quotierungen für wohnungslose Menschen beim sozialen Wohnungsbau.