Bartholomaios I. besucht Kriegsflüchtlinge in Polen

"Botschaft des Trostes und der Hoffnung"

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios I. besucht Polen. Bis Mittwoch ist er dort, um sich mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen zu treffen und die kirchliche "Botschaft des Trostes und der Hoffnung" zu überbringen.

Autor/in:
Oliver Hinz
Polen, Nadarzyn: Ein Kind sitzt mit einem Baby im Arm in einem Haufen von Decken in einem Flüchtlingszentrum / © Petr David Josek (dpa)
Polen, Nadarzyn: Ein Kind sitzt mit einem Baby im Arm in einem Haufen von Decken in einem Flüchtlingszentrum / © Petr David Josek ( dpa )

Er wolle sich dort mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen treffen, sagte das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie vor seiner Abreise in Istanbul laut seinem Patriarchat. "Wir wissen, dass das Kreuz, das Ihr tragt, schwer ist, und wir kommen Euch zu Hilfe", sprach er die Geflüchteten an.

Patriarch Bartholomaios I. (m.) / © Paul Haring (KNA)
Patriarch Bartholomaios I. (m.) / © Paul Haring ( KNA )

Der orthodoxe Warschauer Metropolit Sawa wollte Bartholomaios I. dem Besuchsprogramm zufolge am Sonntag gegen 18.00 Uhr am Flughafen der polnischen Hauptstadt empfangen. Staatspräsident Andrzej Duda hatte den Patriarchen eingeladen, Polen zu besuchen, "um die unzähligen Flüchtlinge zu segnen, zu trösten und zu stärken". Für Montagmittag ist eine Begegnung von Duda und Bartholomaios I. im Warschauer Schloss Belweder vorgesehen.

Über zwei Millionen Flüchtlinge in Polen

Nach Polen sind laut aktuellen Angaben des nationalen Grenzschutzes seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vom 24. Februar 2,3 Millionen Menschen aus dem Nachbarland geflohen - so viele wie in kein anderes Land. Unklar ist zurzeit, wie viele der nach Polen geflüchteten Menschen dort geblieben oder in andere Länder weitergereist sind. Die meisten Ukrainer sind orthodoxe Christen.

Mehr als 220.000 Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland erfasst 

In Deutschland sind seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine von der Bundespolizei 225 357 Kriegsflüchtlinge erfasst worden. Das teilte das Bundesinnenministerium am Montag mit.

In dieser Zahl enthalten sind nur Geflüchtete, die von der Bundespolizei angetroffen wurden, etwa an der österreichisch-bayerischen Grenze, an Bahnhöfen oder in Zügen. Im Regelfall gibt es keine festen Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen, Ukrainer dürfen zudem ohne Visum einreisen - die Zahl der tatsächlich Angekommenen ist daher wahrscheinlich deutlich höher. 

Geflüchtetes Kind schaut aus dem Fenster / © Da Antipina (shutterstock)
Geflüchtetes Kind schaut aus dem Fenster / © Da Antipina ( shutterstock )

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der katholischen Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, werde Bartholomaios I. am Dienstag mit ukrainischen Flüchtlingen auf dem Campus der Kardinal-Stefan-Wyszynski-Universität zusammenkommen. Nach Angaben der Bischofskonferenz werden beide auch ein "kurzes, gemeinsames Gebet für den Frieden in der Welt" sprechen. Zu einer weiteren Begegnung des Patriarchen mit Geflüchteten soll es im orthodoxen Kulturzentrum in Warschau kommen.

Klare Worte und Verurteilung gegen den russischen Einmarsch

Am Montag will er zudem auf einem Friedhof der Hauptstadt das Grab des polnisch-orthodoxen Metropoliten Dionizy (1876-1960) besuchen, der 1924 für seine Kirche die Urkunde über die Erlangung der Autokephalie (Eigenständigkeit) erhielt. Geplant sind auch Begegnungen mit Gläubigen in zwei orthodoxen Kirchen sowie Gespräche mit Vertretern des Polnischen Ökumenischen Rats.

Bartholomaios I. hatte den russischen Einmarsch in die Ukraine mehrfach verurteilt. Bei einem Gottesdienst am Donnerstag in Istanbul bat er die Gottesmutter, den "abscheulichen Krieg in der Ukraine" zu beenden und dem ukrainischen Volk "ihren göttlichen Schutz" zu gewähren. Bereits vergangenen Sonntag hatte er gesagt, die Angreifer strebten anscheinend eine "völlige Demütigung des stolzen, loyalen und brüderlichen ukrainischen Volkes" an, "das heldenhaft und aufopferungsvoll für seine Freiheit kämpft". Auch mehrere tausend russische Soldaten hätten ihr Leben verloren. Die Folgen des Krieges seien bereits für die Menschen auf beiden Seiten spürbar.

Zuletzt besuchte er Polen im Mai 2019. Damals nahm er am "Marsch der Lebenden" im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau teil. Im August 2021 reiste er in die Ukraine aus Anlass des 30. Jahrestags der staatlichen Unabhängigkeit. In Polen bekennen sich rund 500.000 Christen zur orthodoxen Kirche. Ihre Bischöfe appellierten am Dienstag in Warschau an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den "verwerflichen" Krieg in der Ukraine zu stoppen.

Spenden für Opfer des Krieges in der Ukraine

Viele Menschen möchten den Opfern des Krieges in der Ukraine möglichst konkret helfen. Fachleute halten Geldspenden beinahe immer für den besseren Weg als Sachspenden. DOMRADIO.DE hat eine Liste mit Spendenmöglichkeiten erstellt.

Wer einen Geldbetrag spenden möchte, sollte diesen am besten einer oder maximal zwei Organisationen zukommen lassen. Das mindert den Werbe- und Verwaltungsaufwand der Organisationen.

DOMRADIO.DE empfiehlt Spenden an folgende Hilfsorganisationen:

 

Caritas International

Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint (shutterstock)
Hilfsbereitschaft für die Ukraine / © Halfpoint ( shutterstock )
Quelle:
KNA