Laien fordern vom Papst Konsequenzen für Kardinal Müller

Verbreitung von Verschwörungsmythen

Die katholischen Gruppen "Wir sind Kirche" und "Maria 2.0" haben Papst Franziskus aufgefordert, Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller für umstrittene Aussagen zur Corona-Pandemie abzustrafen. Dieser verbreite Verschwörungsmythen.

Papst Franziskus (l.) mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Archiv) / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus (l.) mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Archiv) / © Paul Haring ( KNA )

Zudem nutze Müller antisemitische Chiffren, so die Organisationen in einem am Montag veröffentlichten Offenen Brief an den Papst. "Wir halten es deshalb für nicht vertretbar, dass Kardinal Müller weiter als Richter am Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur amtiert und als Mitglied des Kardinalskollegiums zum Kreis der potentiellen Papstwähler zählt."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Harald Oppitz ( KNA )

Auf Kritik an seinen Äußerungen habe der ehemalige Bischof von Regensburg und frühere Präfekt der Glaubenskongregation uneinsichtig reagiert, sie weder korrigiert noch sie zurückgenommen, sondern sie teilweise sogar noch verschärft, heißt es weiter. Damit habe der Kardinal "für erhebliche Irritationen gesorgt" sowie "der katholischen Kirche erneut schweren Schaden zugefügt".

In vier Sprachen übersetzter Brief

Der in vier Sprachen (Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch) übersetzte Brief liege nun dem Apostolischen Nuntius in Berlin, Erzbischof Nicola Eterovic vor, wie es hieß. Das Schreiben sei von über 500 Katholiken in Deutschland unterzeichnet worden.

Müller war von 2012 bis 2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und damit oberster Glaubens- und Sittenhüter der Kirche. Seine nach fünf Jahren turnusmäßig endende Amtszeit verlängerte Papst Franziskus nicht. 2021 berief der Papst ihn zum Richter an der Apostolischen Signatur.

Verschwörungsglaube

"Alle möglichen Verschwörungsideologien, die vorher schon herumgeisterten, bekommen in der Corona-Pandemie einen neuen Anstrich", sagt der Politikwissenschaftler Josef Holnburger von der Uni Hamburg. Hinter vielen der aktuellen Verschwörungsmythen steckt die "QAnon"-Bewegung aus den USA, die in den dunklen Ecken des Netzes mit anonymer Stimmungsmache ihr Gift verteilt.

Der "Aluhut" als Symbol für Verschwörungsglaube / © Suzanne Tucker (shutterstock)
Der "Aluhut" als Symbol für Verschwörungsglaube / © Suzanne Tucker ( shutterstock )
Quelle:
KNA