Weitere Gründe sind Nachfragen, Konflikte und Beschwerden zum Verständnis katholischer Identität. Der von Kardinal Giuseppe Versaldi unterzeichnete Text trägt den Titel "Identität der katholischen Schule - für eine Kultur des Dialogs".
Das dreiteilige Dokument befasst sich zunächst mit dem Auftrag der Kirche zur Evangelisierung - also der christlichen Verkündigung in Tat und Wort. Des Weiteren benennt es Auftrag und Zuständigkeiten aller Beteiligen, "katholische Identität" zu fördern und sicherzustellen. Abschließend werden "kritische Punkte" im Kontext der heutigen globalisierten und multikulturellen Welt analysiert.
Widersprüchliche Auffassung
Vielfach gebe es "eine widersprüchliche Auffassung zur katholischen Identität von Bildungseinrichtungen". Die Kongregation warnt daher vor einer unscharfen oder zu engen Auslegung des "Katholischen".
"Wesentliche Prinzipien, Dimensionen und Anforderungen des katholischen Glaubens" dürfen demnach nicht ausgeschlossen werden.
Ebenso wenig aber Personen, die einer engen Auslegung des Katholischen nicht entsprächen.
Der Begriff "katholische Identität" sei nicht defensiv, sondern proaktiv verstanden, erklärte Versaldi bei Vatican News. Es gehe darum, "dass wir bestimmte Werte haben, die wir vorschlagen und niemandem aufzwingen, auch weil nicht wir die Schüler und Schülerinnen in unseren Instituten auswählen, sondern es sind umgekehrt sie und ihre Familien, die unsere Schulen auswählen."
Dialogischer Ansatz gefragt
Katholische Schulen sind laut Dokument keine Inseln, die allein Vollblut-Katholiken offenstünden. Dies widerspreche einer aufgeschlossenen und missionarischen Kirche. Bildungsziel sei keine "vollkommen egalitäre Gesellschaft", auch kein "moralischer oder disziplinarischer Perfektionismus". Es brauche einen dialogischen Ansatz gegenüber einer multikulturellen und multireligiösen Welt. In dem Zusammenhang sei unter anderem dafür zu sorgen, dass Schüler "mit fortschreitendem Alter eine positive und kluge Sexualerziehung" erhalten.
Zudem brauchen katholische Schulen ein Leitbild oder einen Verhaltenskodex als "Instrumente institutioneller und beruflicher Qualitätssicherung". Diese sollten durch Arbeitsverträge oder vertragliche Erklärungen der Beteiligten rechtlich abgesichert werden. In Fällen, in denen staatliches "Zivilrecht 'Diskriminierung' aufgrund der Religion, der sexuellen Orientierung und anderer Aspekte des Privatlebens verbietet", gleichzeitig den Bildungseinrichtungen aber ein eigenes Werteprofil und Verhaltenskodex zugestanden werden, verlangt der Vatikan konstruktive Lösungen.
Sollten katholische Werte und Verhaltensweisen von den Betroffenen trotz Vereinbarung nicht respektiert werden, könnten diese wegen mangelnder beruflicher Ehrlichkeit sanktioniert werden. Allerdings seien andere, nicht rein arbeitsrechtliche Instrumente oft besser geeignet, "die Verantwortung des Einzelnen zugunsten der Identität der Institution zu fördern".
Bischof spielt zentrale Rolle
Privat oder von einzelnen Laien geführte Schulen dürfen sich laut vatikanischer Vorgabe nur "katholisch" nennen, wenn sie eine kirchliche Anerkennung haben. Nicht nur in diesem Zusammenhang spiele der Bischof eine zentrale Rolle.
Die von der Bildungskongregation formulierten Grundprinzipien werden in den Horizont des von Papst Franziskus vorgeschlagenen "globalen Bildungspakts" gestellt. Mit diesem will das Kirchenoberhaupt Verantwortliche für Bildung und Erziehung aus Religionsgemeinschaften, Politik, Zivilgesellschaft und Eltern für Kooperationen im Sinne einer nachhaltig-ganzheiltichen Bildung gewinnen.