Zum 125. Todestag des Komponisten Johannes Brahms

Moderner Traditionalist

Als legitimer Erbe Beethovens wurde er von manchen gesehen. Für andere war es schon zu viel der Ehre, ihn auf Augenhöhe mit Wagner zu nennen. Und doch führte an Johannes Brahms im 19. Jahrhundert kein Weg vorbei.

Autor/in:
Anna Fries
Johannes Brahms Statue in Wien / © Roman Babakin (shutterstock)
Johannes Brahms Statue in Wien / © Roman Babakin ( shutterstock )

Sonderlich herzlich soll Johannes Brahms nicht gewesen sein, vielmehr schroff, eigenwillig bis eigenbrötlerisch. Die überlieferte Abschiedsformel des Komponisten spricht Bände: "Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!"

Seine Werke hingegen rühren an. Eine Melodie aus Brahms' Ungarischen Tänzen kann jeder summen. Und mit seinen Sinfonien, Liedern, Kammermusikwerken und dem "Deutschen Requiem" hat er sich ein Denkmal gesetzt.

Im Hamburg geboren

Brahms wurde am 7. Mai 1833 in Hamburg geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Brahms' Vater arbeitete als Kontrabassist und gab ihm den ersten Geigenunterricht. Außerdem lernte er Klavier, zeigte bereits als Kind eine große Begabung, spielte in Tanz- und Unterhaltungslokalen und wurde in Hamburg als Klavier-Wunderkind bekannt. Der Komponist und Pianist Eduard Marxsen (1806-1887) unterrichtete ihn in Klavier und Komposition.

Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Auf Empfehlung besuchte Brahms als Zwanzigjähriger Robert Schumann in Düsseldorf - der Brahms' Talent erkannte, ihn förderte und ihm freundschaftlich verbunden war. Die Begegnung prägte Brahms' Lebensweg. 1853 veröffentlichte Schumann in der "Neuen Zeitschrift für Musik" den Text "Neue Bahnen", in dem er den angehenden Komponisten lobte: "Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener."

Auf Wirken Schumanns veröffentlichte der Verlag Breitkopf und Härtel einige Werke von Brahms, was den Komponisten bekannt machte.

Enge Beziehung mit Clara Schumann

Mit Schumanns Frau Clara verband Brahms zeitlebens eine enge Beziehung. Ob die beiden eine Liebesbeziehung hatten - Brahms wohnte zeitweise in Schumanns Haus, der nach einem Suizidversuch in einer Heilanstalt lebte - bleibt Spekulation.

Fotografie der Pianistin und Komponistin Clara Schumann um 1875 / © akg-images (epd)
Fotografie der Pianistin und Komponistin Clara Schumann um 1875 / © akg-images ( epd )

Brahms lebte und arbeitete zeitweise in Detmold, bemühte sich erfolglos um musikalische Leitungspositionen in Hamburg und ließ sich schließlich 1872 in Wien nieder. Dort starb der Komponist und Pianist ein Vierteljahrhundert später, am 3. April 1897 - vor 125 Jahren und wurde auf dem Zentralfriedhof nahe zu Ludwig van Beethoven und Franz Schubert beigesetzt.

Durchbruch mit "Deutschem Requiem"

Seinen Durchbruch als Komponist erlebte Brahms mit seinem "Deutschen Requiem". Uraufgeführt wurde das vollständige Werk mit sieben Sätzen 1869.

Trost für die Hinterbliebenen soll es spenden. Der einflussreiche Musikkritiker Eduard Hanslick lobte das Requiem: "Weil es jedes konfessionelle Kleid, jede kirchliche Konvenienz abstreift, statt des lateinischen Ritualtextes deutsche Bibelworte wählt, und zwar so wählt, dass die eigenste Natur der Musik und damit zugleich das Gemüt des Hörers in intimere Mitwirkung gezogen wird."

An seinen Kompositionen feilte Brahms bis zur Perfektion. Werke aus seiner Jugend soll er später vernichtet haben, da sie seinen Ansprüchen rückblickend nicht genügten.

Schwer lastete das Erbe Beethovens (1770-1827) auf den Schultern des Komponisten, der etwa sechs Jahre vor Brahms' Geburt gestorben war - und mit seiner Neunten Sinfonie eine musikgeschichtliche Zäsur eingeleitet hatte. "Ich werde nie eine Sinfonie komponieren!", klagte Brahms. "Sie haben keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren hört." Und so arbeitete Brahms 14 Jahre lang an seiner ersten Sinfonie.

Legitimer Nachfolger Beethovens?

Und doch sahen einige Zeitgenossen Brahms in genau dieser Tradition, stuften ihn gar als legitimen Nachfolger Beethovens ein. Dirigent Hans von Bülow trug mit seiner Aussage dazu bei, Brahms erste Sinfonie sei "die Zehnte" von Beethoven.

Büste aus Bronze von Ludwig van Beethoven im Garten in Beethovens Geburtshaus / © Jörg Loeffke (KNA)
Büste aus Bronze von Ludwig van Beethoven im Garten in Beethovens Geburtshaus / © Jörg Loeffke ( KNA )

Andere werteten Richard Wagner und Franz Liszt als die musikalisch Fortschrittlichen und warfen Brahms vor, an Traditionen und Altem festzuhalten. So war es für Friedrich Nietzsche gar zuviel der Ehre, Brahms als Antagonist zu Wagner zu nennen: "Rechnet man ab, was er nachmacht, was er großen alten oder exotisch-modernen Stilformen entlehnt - er ist Meister in der Copie -, so bleibt als sein Eigenstes die Sehnsucht", urteilte er.

Hingegen lobte Arnold Schönberg, Begründer der Zwölftontechnik, später in seinem Aufsatz "Brahms, der Fortschrittliche" den Komponisten für seine motivische Arbeit und sah darin die Auflösung der Tonalität vorbereitet.

Quelle:
KNA