Franziskus besucht kirchliches Migrantenzentrum auf Malta

Papst warnt vor "Schiffbruch der Zivilisation"

Mit dem Besuch eines Aufnahmezentrums für Migranten hat Papst Franziskus ein Anliegen seiner Malta-Reise unterstrichen. Wie schon bei seiner Reise auf die Insel Lesbos warnte er vor einem "Schiffbruch der Zivilisation" im Mittelmeer.

Malta, Hal Far: Papst Franziskus besucht Migranten in einer karitativen Einrichtung / © Johannes Neudecker (dpa)
Malta, Hal Far: Papst Franziskus besucht Migranten in einer karitativen Einrichtung / © Johannes Neudecker ( dpa )

"Ich hoffe, dass Malta diejenigen, die an seinen Küsten landen, immer so behandeln wird, dass es für sie wirklich ein sicherer Hafen ist", sagte er am Sonntagnachmittag zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs auf der Mittelmeerinsel. Am Samstag erst seien wieder Menschen vor der libyschen Küste ertrunken.

Malta, Hal Far: Papst Franziskus nimmt an einem Treffen im Johannes XXIII Peace Lab teil / © Andrew Medichini (dpa)
Malta, Hal Far: Papst Franziskus nimmt an einem Treffen im Johannes XXIII Peace Lab teil / © Andrew Medichini ( dpa )

Die Grundrechte geflüchteter Menschen würden oft verletzt, "leider manchmal mit der Komplizenschaft der zuständigen Behörden", kritisierte Franziskus unter Beifall anwesender Migranten.

Fremde aufzunehmen brauche Zeit und Liebe

Stattdessen sollte Aufnahmezentren wie das "Giovanni XXIII. Peace Lab", Orte der Menschenfreundlichkeit sein. Fremde aufzunehmen brauche Zeit und Liebe, so der Papst. Daher müsse man "denjenigen, die diese Herausforderung hier in Malta angenommen und dieses Zentrum mit Leben erfüllt haben, ein großes Dankeschön sagen."

Bei dem Treffen forderte Franziskus auch Migranten und Flüchtlinge auf, zu einer Willkommenskultur und Geschwisterlichkeit beitragen.

"Ich halte es für sehr wichtig, dass die Migranten in der heutigen Welt zu Zeugen der menschlichen Werte werden, die für ein würdiges und geschwisterliches Leben unerlässlich sind."

Bewohner erzählen von Erfahrungen

Zwei Bewohner des Zentrums, die aus Afrika stammen, hatten dem Papst von ihren Erfahrungen erzählt. So habe einer sechs Versuche unternommen, das Mittelmeer zu überqueren. In Malta sei er dann zunächst einmal in ein Internierungslager gesperrt worden.

Malta, Hal Far: Papst Franziskus (M) hört Siriman Coulibaly (l), einem Migranten auf Malta, im Zentrum für Migranten, dem Johannes XXIII Peace Lab, zu / © Andrew Medichini (dpa)
Malta, Hal Far: Papst Franziskus (M) hört Siriman Coulibaly (l), einem Migranten auf Malta, im Zentrum für Migranten, dem Johannes XXIII Peace Lab, zu / © Andrew Medichini ( dpa )

Das Zentrum "Giovanni XXIII. Peace Lab" befindet sich in der maltesischen Aufnahmeeinrichtung Hal-Far an der Südküste der Insel.

Es wurde 1971 von einem Franziskaner gegründet und wird heute von einer Freiwilligen-Organisation geleitet. Derzeit hielten sich dort etwa fünfzig Migranten auf, die vor allem aus Somalia, Eritrea und dem Sudan über Libyen eintrafen. Sie erhalten dort Fortbildungen und Schulungen.

Katholische Kirche auf Malta

Malta ist mit rund 490.000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 316 Quadratkilometern das kleinste Land der EU, der es seit 2004 angehört. Der südeuropäische Inselstaat besteht aus drei bewohnten und vier unbewohnten Inseln. Mit etwa 85 Prozent verzeichnet Malta einen der höchsten Katholikenanteile in der Europäischen Union. Daneben gibt es wenige Protestanten, Orthodoxe, Juden und Muslime.

 Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann (KNA)
Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann ( KNA )
Quelle:
KNA