DOMRADIO.DE: Sie haben in der diesjährigen Fastenzeit Klima und Schöpfung in den Mittelpunkt des Gemeindelebens gestellt. Was wollen Sie damit bewirken?
Ralf Knoblauch (Diakon der Gemeinde St. Thomas Morus in Bonn): Wir wollen vor allen Dingen einen Bewusstseinswandel bei unseren Gemeindemitgliedern erreichen. Auch wenn die Ukraine-Krise vieles überlagert, ist das Thema hochaktuell. Es geht darum, unsere Schöpfung neu zu entdecken, zu bewahren und sich zu fragen: Was können wir persönlich ändern, damit diese Erde für spätere Generationen und andere Menschen erhalten bleibt?
DOMRADIO.DE: Haben Sie den Eindruck, dass sich in den letzten fünf Wochen einiges im Leben der Gemeindemitglieder verändert hat?
Knoblauch: Wir haben eine Fülle von Angeboten ganz unterschiedlicher Art, um so verschiedene Generationen so mit ins Boot zu holen. Die Veranstaltungen waren recht unterschiedlich gut besucht, aber es trat schon ein gewisser Bewusstseinswandel ein und wir konnten auf jeden Fall eine Sensibilität für dieses Thema erreichen.
Vor allen Dingen am letzten Wochenende, an dem wir noch einmal einen großen Aufschlag gemacht haben mit Arnd Drossel, einem bekannten Künstler. Er rollte mit einer großen Stahlkugeln letztes Jahr zum Weltklimagipfel nach Glasgow und sammelte unterwegs Klimaversprechen ein. Wir konnten ihn dafür gewinnen, dass er uns seine Kugel zur Verfügung stellt. Sie steht seit einer Woche hier in unserer Gemeinde und bringt von daher auch ganz viel bei uns ins Rollen.
DOMRADIO.DE: Welche Programm-Schwerpunkte setzen Sie in der Karwoche?
Knoblauch: Im Grunde fängt es mit unserem Palmsonntagsgottesdienst an, den wir überschrieben haben mit dem Thema "Ein Königreich für die ganze Erde". Die Palmzweige, die im Vorfeld gebastelt wurden, werden eine große Rolle spielen. Diese Kugel wird mit diesen Palmzweigen geschmückt. Am Nachmittag wird es dann einen großen Familienkreuzweg geben, der von Sankt Laurentius, wo die Kugel derzeit liegt, nach Dransdorf zu Sankt Antonius geht. Während des Kreuzwegs wird diese Kugel dann von einer zur nächsten Kirche gerollt. Unterwegs gibt es dann verschiedene Stationen zu dem Thema "Unsere Erde in den Tod getrieben". Das sind vor allen Dingen praktische Mitmachstationen für Kinder.
Am Gründonnerstag wird die Kugel bei unserem gemeinsamen Abendmahlgottesdienst eine zentrale Rolle spielen. Leider passt die Kugel in keine unserer Kirchräume, weil unsere Kirchentüren ein wenig zu klein sind, aber sie wird im Vorfeld auf dem Kirchplatz stehen. Der Künstler Arnd Drossel kommt zu uns an diesem Tag, und ich werde mit ihm einen Dialog führen innerhalb der Predigt. Anschließend wird die Kugel innerhalb der Agapefeier mit einer Performance von einem weiteren Künstler betanzt und die Menschen können sich bei Brot und Wein zu diesem Thema auch noch weiter austauschen.
Am Karfreitag lautet das Thema "Unsere Erde stirbt". Am Nachmittag basteln wir Osterkerzen. Wir haben in all unseren Gemeinden in den letzten Wochen viel Wachs gesammelt. Die Gemeindemitglieder sollten alte Kerzen mitbringen. Aus diesen werden wir dann mehrere große Osterkerzen gießen. In der Osternacht wird dann innerhalb dieser Kugel das Osterfeuer entzündet und daran die Osterkerze.
DOMRADIO.DE: "Unsere Erde wird neu" lautet das Leitwort für die Osternacht. Wie schaffen Sie es, die Hoffnung auf eine bessere Welt bei den Menschen aufrechtzuerhalten?
Knoblauch: Ich denke, wenn wir vor allen Dingen sehen, was es an kleinen Möglichkeiten gibt, seinen persönlichen Lebensstil zu verändern und dabei nicht alleine zu sein, ist das ausschlaggebend. Das ist auch etwas, das die Gemeinde verspürt, dass das der Schöpfung hilft, wenn viele einen kleinen Beitrag leisten. Wenn wir uns zusammen nach vorne bewegen, dann ist viel gewonnen.
Diesen Gemeinschaftscharakter möchten wir in dieser Osternachtliturgie besonders hervorheben. Wir versammeln uns gemeinsam um dieses neue Licht, das uns Kraft gibt, nicht nur in der Auferstehung, die wir in der Nacht feiern, sondern auch in der Gemeinschaft, die wir miteinander erleben und die uns darin bestärkt, etwas für diese Schöpfung zu tun. Damit Generationen nach uns, wie uns das Franziskus auch in seiner Enzyklika Laudato si so schön gespiegelt hat, gut auf dieser Erde leben können.
Das Interview führte Katharina Geiger.