Der tschechische Kardinal Dominik Duka hält die Lage der Kirche im Land für weniger dramatisch als medial dargestellt. Im Erzbistum Prag habe die Zahl bekennender Katholiken bei der Volkszählung im Vorjahr sogar zugenommen, sagte der bald 79-jährige Erzbischof im Interview der Zeitung "Lidove noviny" (Wochenende).
Katholische Kirche in den Weltkriegen
Die katholische Kirche habe in der Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert eine statistische Katastrophe durchgemacht, sagte Duka. Nach dem Ersten Weltkrieg habe ein Viertel der Katholiken seine Zukunft in der neuen hussitischen Kirche und in protestantischen Kirchen oder der Glaubenslosigkeit gesehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der Kirche durch die Vertreibung der Deutschen ein weiteres Viertel ihrer Mitglieder abhandengekommen.
Angebot des altersbedingten Amtsverzichts
Duka begann am Wochenende sein 13. Jahr als Erzbischof in der tschechischen Hauptstadt. Schon zum 75. Geburtstag 2018 hatte der Ordensmann der Dominikaner dem Papst, wie vom Kirchenrecht vorgesehen, seinen altersbedingten Amtsverzicht angeboten, den Franziskus bis dato aber nicht angenommen hat. Er könne sagen, so Duka im Interview, dass sein Nachfolger "wahrscheinlich noch nicht ernannt" sei. Er verfüge aber über Nachrichten, "wonach die zuständige Institution dies bis Ostern weitergeben dürfte". Irgendwann bis Ende Juni sollte es soweit sein, sagte Duka.
Als "wirkliche Erfolge" seiner Amtszeit verbucht er nach eigener Aussage die Lösung der zwei Jahrzehnte lang schwelenden Frage der Eigentumsrechte am Prager Veitsdom sowie die Heimholung des Leichnams des "Bekenner-Kardinals" Josef Beran (1888-1969) aus Rom.
Bewertung seiner politischen Verhandlungen
Unsicher sei er hingegen in der Bewertung seiner politischen Verhandlungen um die Rückgabe der von den Kommunisten enteigneten Kirchengüter, sagte Duka. Manch einer denke, "dass die Restitution ein großer Erfolg" gewesen sei. Sie sei aber "um den Preis großer persönlicher Kontroversen und manchmal auch Enttäuschungen" geschehen; und mit den zurückerstatteten Gütern zu wirtschaften, sei "eine sehr schwere Aufgabe".