Nichtmuslimen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme aufzuzwingen, ist nach Worten des Großimams der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Scheich Mohammad Al-Tajjeb, nicht mit dem Islam vereinbar. Der muslimische Geistliche reagierte laut der Onlinezeitung "Egyptian Streets" (Dienstagabend) auf Berichte, denen zufolge ein Kairoer Restaurant zwei Christinnen vor dem abendlichen Fastenbrechen den Service verweigert hatte.
Einschränkungen seien "absurd"
Al-Tajjeb bezeichnete die den Christinnen auferlegten Einschränkungen als "absurd" und betonte, dass sich fastende Muslime nicht von Nicht-Muslimen stören lassen sollten, die tagsüber essen und trinken. Muslime müssten sich fragen, ob sie vergleichbare Einschränkungen auch Kindern auferlegen würden, die noch nicht das Alter für das Fasten erreicht haben.
Stärkung des Zusammenlebens
Am vergangenen Donnerstag hatte sich auch der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. zu dem Vorfall geäußert. In einer auf Facebook veröffentlichten Erklärung rief er angesichts mehrerer Übergriffe auf koptisch-orthodoxe Christen in Ägypten während des Ramadan zur Stärkung des Zusammenlebens auf. Gleichzeitig warne er vor der Verbreitung von Inhalten, "die irgendeine religiöse Gruppe in Ägypten verletzen oder beleidigen, um die Sicherheit und Stabilität unseres Landes zu bewahren und die Verzerrung seines Images vor uns selbst und im Ausland zu verhindern".
Größte christliche Gemeinschaft
Die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten sind die orthodoxen Kopten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen der altorientalischen Kirche schwanken zwischen acht und zwölf Millionen unter den rund 100 Millionen Einwohnern Ägyptens. Die römisch-katholische Kirche zählt rund 20.000 Mitglieder in Ägypten.